„Russische Musik 2.0“: Komponisten der neuen Welle sind anders© Alexandra Muravyeva

„Russische Musik 2.0“: Komponisten der neuen Welle sind anders

Mit der Uraufführung von acht experimentellen Kompositionen im Bereich der akademischen Musik wurde das 15. internationale Festival für zeitgenössische Kunst „Territoriya 2020“  in Moskau eröffnet. Die Werke entstanden im Rahmen des von der privaten Aksenov Family Foundation initiierten Projekts „Russische Musik 2.0“ zur Entwicklung der russischen Kompositionsschule. Inmitten des Lockdowns erhielten acht russische Komponisten Zuschüsse für neue Werke im Rahmen des Programms. Ihre Partituren sind eine Mischung aus Musik, Performance und bildender Kunst.

Die russische Interpretenschule ist in Europa und weltweit weithin bekannt, während über zeitgenössische russische Komponisten viel weniger bekannt ist. Unterdessen „haben sich in den letzten Jahren wirklich wichtige Prozesse in der russischen Musik vollzogen. Junge Komponisten denken sehr unkonventionell und schaffen Werke, die sich sehr von denen ihrer Kollegen aus Amerika oder Westeuropa unterscheiden“, so die Komponistin und Professorin Chaya Czernowin von der Harvard-Universität. Sie ist Mitglied des internationalen Expertenrats von Russlands einzigem Programm zur Förderung zeitgenössischer Komponisten – „Russische Musik 2.0“.

Das Projekt „Russische Musik 2.0“ ist eine neue Initiative der Aksenov Family Foundation, die u.a. Russische Gesellschaft der Freunde der Salzburger Festspiele gegründet hat und Projekte des Dirigenten Theodor Kurtenzis unterstützt. Das neue Projekt zielt darauf ab, die Traditionen der russischen Kompositionsschule zu entwickeln und zu aktualisieren und ihre besten Werke in Russland und im Ausland zu präsentieren. „Heute gibt es in Russland mehrere Dutzende herausragende Komponisten verschiedener Generationen, unterschiedlicher Stilströmungen und ästhetischer Plattformen. Doch die systematische Praxis, neue Kompositionen zu bestellen, die der Motor des Kompositionsprozesses auf der ganzen Welt ist, fehlt. Im Rahmen des Projekts möchten wir die Voraussetzungen für die Entstehung eines Ökosystems für neue akademische Musik in Russland und gleichzeitig optimale Bedingungen schaffen, unter denen sich die Autoren ausdrücken können“, erläutert Dmitry Aksenov, Gründer der Aksenov Family Foundation.

Dem Expertenrat des Programms gehörten führende Spezialisten auf dem Gebiet der zeitgenössischen akademischen Musik an: der Komponist und Professor des Haager Konservatoriums Yannis Kyriakides, der russisch-deutsche Komponist Sergei Nevsky, die Leiterin des Moskauer Ensembles für zeitgenössische Musik Victoria Korshunova, die Dirigentin und Gründerin des Ensembles Philip Chizhevsky, die russischen Musikkritiker Yulia Bederova und Dmitry Renansky sowie die bereits erwähnte Chaya Czernowin. Sie wählten die Preisträger unter den russischen Autoren aus, die im Bereich der akademischen Musik arbeiten.

Mitten in der Pandemie, als Kulturinstitutionen ihre Aktivitäten weltweit einschränkten und Künstler in Not gerieten, erhielten acht junge Komponisten – Mark Buloshnikov, Dmitry Burtsev, Oleg Gudachev, Daria Zvezdina, Daniil Pilchen, Alexey Sysoev, Boris Filanovsky und Alexander Khubeev – ein Stipendium. Sie haben acht neue Kompositionen geschaffen, die oft an der Schnittstelle von Musik, performativen Praktiken und bildender Kunst existieren, was weitgehend den Hauptströmungen der zeitgenössischen akademischen Musik und der zeitgenössischen Kunst entspricht.

Zur Eröffnung des internationalen Festivals Territoriya 2020 in Moskau, dem wichtigsten russischen Forum für zeitgenössische Kunst, wurden die neuen Werke zum ersten Mal aufgeführt.

Für die Zukunft plant die Aksenov Family Foundation, Kompositionen russischer Komponisten der neuen Welle in Europa zu präsentieren.

[hrsg/russland.NEWS]

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