Russische Frauen als Führungskräfte zwischen Vertrauen und Stereotypen© russland.news

Russische Frauen als Führungskräfte zwischen Vertrauen und Stereotypen

2018 belegte Russland mit 41 Prozent. laut Magazin Forbes den dritten Platz weltweit in Bezug auf den Anteil von Frauen im Top-Management. Dennoch besetzen sie selten die höchsten Positionen. Auch in der russischen Politik sind Frauen unterrepräsentiert. Im Föderationsrat beispielsweise sind nur 20 Prozent der Senatoren Frauen, obwohl ihn eine Frau, Walentina Matwienko, leitet. In der unteren Parlamentskammer (der Staatsduma) sind 15 Prozent der Abgeordneten Frauen (Daten aus dem Jahr 2021).

Forscher der Nischni Nowgoroder Staatlichen Universität haben die Einstellung der Russen gegenüber Frauen in Führungspositionen untersucht. Die Ergebnisse ihrer Studie wurden im wissenschaftlichen Journal „Frauen in der russischen Gesellschaft“ veröffentlicht. Ihrer Meinung nach herrscht auf föderaler Ebene offensichtlich eine Tendenz zur Dominanz von Männern in der Politik. Ein ähnliches Bild zeichnet sich auch auf regionaler Ebene ab. „Zum Beispiel gehören dem Kabinett der Nischni Nowgoroder Region 24 Männer und 3 Frauen an [Zusammensetzung der Regierung im Jahr 2021].

Obwohl die meisten befragten Russen weibliches Führungsverhalten insgesamt positiv sehen, gibt es jedoch Unterschiede im Maß der Unterstützung zwischen Männern und Frauen: Befragte Frauen äußern ihre Zustimmung entschiedener. Die Mehrheit der Befragten (70 Prozent) befürwortet die Tätigkeit von Frauen in Führungspositionen. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass mit zunehmender Position die Zustimmung abnimmt. Zum Beispiel unterstützen nur 59 Prozent der Befragten Frauen in höheren Positionen, während 66 Prozent weibliche Führungskräfte auf mittlerer Ebene befürworten. „Die Hypothese einer reservierten Haltung gegenüber Frauen in Spitzenpositionen wird durch die Studie bestätigt“, so die Autoren.

Die Mehrheit der Befragten (77 Prozent) gibt an, mit Frauen in Führungspositionen zu tun gehabt zu haben. Dennoch glauben über ein Drittel der Befragten (44 Prozent), dass weibliche Führung in Russland eher unterentwickelt ist. „Einer der wichtigen Gründe für die derzeitige Geschlechtssituation könnte das fehlende Vertrauen der Bevölkerung in Frauen in Führungspositionen sein, das durch Stereotypen über weibliches Verhalten bedingt ist, die sich in der Gesellschaft während des Sozialisierungsprozesses, einschließlich der betroffenen weiblichen Fachkräfte selbst, herausgebildet haben“, vermuten die Wissenschaftler. „Beim Werdegang einer weiblichen Führungskraft stoßen diese auf subjektive Barrieren – Erwartungen seitens der Gesellschaft und des eigenen Selbstwertgefühls.“

Trotz der Anerkennung der hypothetischen Möglichkeit für Frauen, Erfolg zu haben, neigt die Hälfte der Befragten dazu, anzunehmen, dass Männer besser mit Managementaufgaben zurechtkommen. Nur 12 Prozent sprachen sich für Frauen aus. Ein weiterer wichtiger Indikator ist: Weniger als fünf Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Frauen sich mehr auf die Familie als auf ihre Karriere konzentrieren sollten.

Zur Bestätigung ihrer Ansichten über die Geschlechtergleichstellung antworteten 64 Prozent der Befragten, dass Frauen in jedem Beruf arbeiten könnten, während 30 Prozent anderer Meinung waren. Interessanterweise glaubten laut einer Umfrage des staatlichen Meinungsforschungsinstituts WZIOM im Jahr 2014 72 Prozent der Russen, dass Frauen dem Zuhause und der Familie den Vorzug geben sollten und die Arbeit an zweiter Stelle stehen sollte. Gemäß einer Studie von 2021 betrachteten 86,2 Prozent der Russen die Hauptaufgabe einer Frau als Familie und Kindererziehung. Nur 7,5 Prozent der Befragten sprachen sich für die Vereinbarkeit von Karriere und Mutterschaft aus. Diese Ergebnisse stammen aus Umfragen, die von der großen Versicherungsgesellschaft SwerLebensversicherung durchgeführt wurden.

[hrsg/russland.NEWS]

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