Roter Platz: Mini-Demo mit gewaltsamen Verhaftungen [Video aus YouTube]

Anders als zur Hochzeit der Moskauer Opposition vor einigen Jahren schaffen es YouTube-Videos von oppositionellen Aktionen selten unter die meistgeschauten Russlands. Auch haben diese etwas an Größe eingebüßt, aber nicht an Lautstärke und nun hat doch wieder ein Event am Roten Platz ein großes Maß an Aufmerksamkeit erregt.

Vorgestern stellte sich unter dem Motto „Freilassung aller politischen Gefangenen“  eien Gruppe von einem bis zwei Dutzend Demonstranten (durch die Umringung mit zufällig anwesenden Schaulustigen schwer zu erkennen) singend auf den Roten Platz. Die Passanten und Urlauber wirken anfangs am ehesten noch amüsiert angesichts der Darbietung. Bei 0:23 kippt die Situation rasant und die Polizei löst im Schnellverfahren die Mini-Demo gewaltsam auf. Einige proukrainische Slogans werden hörbar, am deutlichsten zu verstehen bei der singenden dicken Frau im Polizeiauto ab 0:58 (unter anderen „es lebe die Ukraine“). Bei 1:23 folgt dann noch ein Träger eines sehr Putin-kritischen Schildes, der ebenfalls gleich von der Polizei verhaftet wird.

Der gesamte Auftritt gehört zu den 10 meistgeschauten Videos des russischen YouTube von heute. Allerdings sind die darunter stehenden russischsprachigen Kommentare eher weniger Solidaritärsbekundungen begeisterter Fans der Aktivisten, sondern drehen sich, um es ohne die Wiedergabe von zahlreichen Schimpfworten auszudrücken, eher um die Sinnhaftigkeit solcher Kleinaktionen, die Leibesfülle einiger Hauptdarstellerinnen sowie diverse abwertende Bezeichnungen für sie oder die nach Ansicht der Kommentar-Verfasser von den Demonstranten zu positiv gesehene Entwicklung der Ukraine. Wer Russisch kann sieht, dass wir die vielen Kommentare in russischer Fäkalsprache wirklich sehr vorsichtig umschreiben.

Neun Teilnehmer der Aktion werden insgesamt verhaftet und mit zur Polizeiwache genommen. Von dort wurden sie am gleichen Tag wieder auf freiem Fuß gesetzt. Bereits am Sonntag davor fand eine ähnliche Aktion an der Metrostation „Nowokusnezk“ statt, bei der es jedoch weder Zwischenfälle noch Festnahmen (noch größere Berichte darüber) gab.

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