Petersburger Sommergarten kostet ab 1. Juni Eintritt – Empörung in der Stadt

Ab dem 1. Juni könnte der Eintritt in den Sommergarten, den ältesten Park der Stadt, der noch unter Zar Peter I. entstanden war, „um die 100 Rubel“ kosten. Das verlautete am Montag aus der Chefetage des Russischen Museums, das seit 2004 verantwortlich zeichnet für die Grünanlage zwischen den Flüssen Newa, Fontanka und Moika, dem Schwanen-Kanal und dem Marsfeld. Nach der radikalen Rekonstruktion vor ein paar Jahren sind viele Alteingesessene eh nicht mehr gut zu sprechen auf den Park – und nun erst recht.

Nach Angaben von Museumsdirektor Wladimir Gussew kommt die Direktive, Eintritt in den Garten zu erheben, aus dem russischen Kulturministerium in Moskau. Hintergrund sei die Anweisung der Regierung, die Haushaltseinnahmen zu erhöhen, sagte Gussew in einem Interview für den Radiosender „Echo Moskwy“.

Er selbst sei dagegen, sagt Gussew. Aber das Kulturministerium fordere höhere Einnahmen von den Museen in die Staatskassen, und die Stadt St. Petersburg sehe bisher keine Möglichkeit zu Subsidien. Das Museum hoffe noch auf Privat-Sponsoren, so Gussew.

Die Petersburger mögen den neuen Garten nicht

Das Petersburger Stadtportal fontanka.ru hat aus diesem Anlass eine Umfrage gestartet. Auf die Frage „Sind Sie bereit, für den Eintritt in den Sommergarten zu zahlen?“, antworteten fast 50 Prozent der Leser: „Es ist empörend!“ Nur 19 Prozent fanden Verständnis für die Maßnahme. Die restlichen 31 Prozent finden den Sommergarten nach der grundlegenden Rekonstruktion überhaupt nicht mehr besucherwert – sie gehen dort nicht mehr hin, egal ob kostenlos oder für 100 Rubel oder wie viel auch immer Eintritt.

Nach der umfassenden Neugestaltung zwischen 2009 und 2012 hatten viele Petersburger ihren alten Garten nicht wiedererkannt. Der Plan war, dem Park das Aussehen aus „Peters Zeiten“ zurückzugeben, herausgekommen war aber eine radikale Ausdünnung der Begrünung – alte Bäume wurden gefällt, der Wildwuchs entfernt. Zudem wurden die original italienischen Standbilder aus dem 18. Jahrhundert durch Kopien ersetzt. Der Park, der so urwüchsig gewesen war, verwandelte sich in eine geradlinige und seelenlose Grünfläche – so sieht es jedenfalls die alteingesessene Petersburger Bevölkerung.

Da, wo einst die Dichter Puschkin und Achmatowa und Blok – und wie sie alle heißen, die einstigen Geistesgrößen der Stadt – unter schattigen Bäumen wandelten und sich ihre Inspiration holten, herrscht heute Strenge und Ordnung. Schade, denn in der Petersburger Innenstadt gibt es eh zu wenig grüne Oasen zum Ausspannen.

[sb/russland.RU]

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