Perm lädt deutsche Firmen zu Geschäften ein

[Von Ullrich Umann Moskau/gtai] Die Uralregion Perm ist an engen Kontakten zur deutschen Wirtschaft interessiert. Neben Investitionsgütern aus Deutschland sind deutsche Firmenansiedlungen gefragt. Dies kam auf einem Technologieforum zum Thema Bergbautechnik am 24.2.2014 deutlich zum Ausdruck. Die Wirtschaftsfördergesellschaft Sachsen hatte eine Unternehmerdelegation aus dem Freistaat in die Millionenstadt im Ural geführt.

Perm wirbt mit einer vielschichtigen Industriestruktur: Düngemittelproduktion, Chemie, Petrochemie, Maschinenbau, Metallbearbeitung, Bergbau- und Fördertechnik, Elektronik, Energieerzeugung, Fertigung von Flugzeugmotoren, Verteidigungsindustrie, Polygraphie, Holzund Nahrungsmittelverarbeitung. Im Ranking aller 250 russischen Industriezentren belegte Perm 2013 den sechsten Platz gemessen am Produktionsvolumen. Im weitläufigen Ural-Gebiet ist die Stadt die Nummer eins.

Mit einem Zuwachs der Industrieproduktion von 4,7% im Jahr 2013 lag die Region Perm weit über dem Landesdurchschnitt von 0,3%. Gleiches galt mit einem Plus von 5,0% für die Bauwirtschaft (Landesdurchschnitt: -2,5%). Während 2013 russlandweit 5,6% mehr Wohnfläche zum Erstbezug übergeben wurde, erreichte die Region Perm einen rekordverdächtigen Zuwachs um 21,6%. Um die wachsende Industrie auch künftig mit ausreichend Strom versorgen zu können, wird in die Energiewirtschaft investiert. Der Regionalversorger OAO MRSK Ural will von 2014 bis 2018 insgesamt 9 Mrd. Rubel (187,5 Mio. Euro) in die Modernisierung und in den Ausbau des Stromnetzes in der Region Perm stecken. Dazu gehört unter anderem die Erneuerung zweier 110 kV-Leitungen auf den Strecken TEZ-13-Dolina (Perm) und TEZ-2-TEZ-4 (Berezniki). Ebenso werden die Umspannanlagen Tschusowaja und Sewernaja modernisiert.

Laut der Stadtverwaltung hat Perm neben der zuletzt erfreulichen Entwicklung in Industrie und Bauwirtschaft künftig gute Chancen, zu einem führenden regionalen Zentrum für die Logistik- und Transportwirtschaft zu avancieren. Sollten diese Pläne aufgehen, könnte im Ergebnis sogar die derzeitige Überkonzentration von Transport und Logistik im Moskauer Raum geographisch teilweise entflochten werden.

Drei Eisenbahnlinien führen unmittelbar durch die Region. In westlicher Richtung fahren Züge nach Kasan, Moskau und Sankt Petersburg, in östlicher nach Kungur, Jekaterinburg und weiter bis Wladiwostok, sowie innerhalb der Region nach Ugleuralski, Nizhniy Tagil und Priobje. In der Stadt Perm baut die Eisenbahngesellschaft OOO RZD in Kürze einen Passagierterminal.

Perm liegt am Ufer des 1.800 km langen Fluss Kama. Vom Hafen Perm aus können Güter in die Ostsee, in das Weiße Meer, in das Schwarze Meer, in das Kaspische Meer und in das Asowsche Meer transportiert werden. Der internationale Flughafen Bolschoe Sawino soll demnächst, genau wie der Bahnhof, ausgebaut werden.

Wie die Leiterin der Agentur für Investitionen und außenwirtschaftliche Beziehungen der Region Perm, Elena Zykova, gegenüber Germany Trade and Invest ausführte, laufen die Planungen für einen zweiten Flughafenterminal. Dieser soll neben dem bereits bestehenden errichtet werden. Zur Bauausführung wird eine Ausschreibung erfolgen, die auf der Internetseite http://zakupki.gov.ru veröffentlicht wird.

Zu den Investitionsplänen der Region Perm gehört auch der Ausbau der Holzverarbeitung. Dazu lud Frau Zykova deutsche Unternehmen ausdrücklich ein. Die Region ist nach ihren Worten reich an Laub- und Nadelwäldern, aber nur 20% der vorhandenen Holzvorräte werden tatsächlich genutzt. Es sollen erste Kontakte zum schwedischen Möbelhersteller und -händler IKEA bestehen, der ein Engagement in der Region prüft.

Zu den weiteren Projekten gehört die Einrichtung eines Agrotechnoparks. Die Idee dahinter ist, die Ansiedlung ganzer Wertschöpfungsketten in der Nahrungsmittelveredlung, von der Saat beziehungsweise Zucht über die Verarbeitung, Veredlung bis hin zur Vermarktung zu fördern.

Bis 2015 soll ein Technologiepark hinzukommen, den die Betreiberfirma des im Februar 2014 eröffneten IT-Parks Navigator Campus in Kasan nun auch in Perm bauen will. Das Unternehmen stellt dafür 300 Mio. Rubel (6,25 Mio. Euro) bereit. Der Schwerpunkt soll auf Robotertechnik und Elektronik gelegt werden. In dem Park sollen Start-Ups ihre ersten Schritte in die wirtschaftliche Selbstständigkeit gehen können. Bemerkenswert ist, dass sich in dem analogen Projekt in Kasan mit Omi Robotics eine Firma aus Perm niedergelassen hat.

Als eine Besonderheit der Stadt Perm für ansiedlungswillige Firmen stellen die Verantwortlichen die hohe Verfügbarkeit von Fachkräften heraus. Mit 41 Hochschulen und einem Netz an Forschungseinrichtungen ist die Stadt der drittwichtigste russische Wissenschaftsstandort nach Moskau und Sankt Petersburg. Darüber hinaus arbeiten 20 spezialisierte Einrichtungen zur Berufsausbildung (jeweils zehn Technikum-Schulen und Fachschulen) sowie 30 Berufsschulen. Der Durchschnittslohn beträgt in der Region 23.900 Rubel pro Monat.

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