Patriarch Kyrill: Gefallene Soldaten kommen in den Himmel© russland.news

Patriarch Kyrill: Gefallene Soldaten kommen in den Himmel

Das russisch-orthodoxe Kirchenoberhaupt Patriarch Kyrill sieht in den russischen Soldaten, die in der Ukraine kämpfen und fallen, Märtyrer. In einer Predigt in einer Kircher in der Nähe von Moskau sagte Kyrill am Sonntag: „Die Kirche betet, dass sich möglichst wenige Brüder in diesem Bruderkrieg gegenseitig umbringen. Gleichzeitig ist sich die Kirche bewusst, dass jemand, der aus Pflichtgefühl seiner Berufung treu bleibt und das tut, was seine Pflicht ihm aufträgt, und der in Erfüllung dieser Pflicht stirbt, zweifellos eine Handlung begangen hat, die einem Opfer gleichkommt. Er opfert sich für andere auf. Und so glauben wir, dass dieses Opfer alle Sünden, die der Mensch begangen hat, reinwäscht“.

Während des Gottesdienstes sprach der Patriarch ein Gebet, in dem er um den Sieg des „Heiligen Russlands“ bat. „Der Krieg, der jetzt in den Weiten Russlands stattfindet, ist ein Vernichtungskrieg“, sagte das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche. Die Liturgie fand in einer besonderen Kirche statt. Sie ist dem Heiligen, National- und Kriegshelden Alexander Newski (1221 – 1263) geweiht.

Interessanterweise bezeichnete der Patriarch die „militärische Sonderoperation“ als „Krieg“, was in Russland offiziell verboten ist und wofür schon viele Russen Geld- und sogar reale Gefängnisstrafen bekamen.

Bereits am 23. September wandte sich der Patriarch während eines Gottesdienstes in der Kirche der russischen Streitkräfte an die Soldaten: „Geht mutig zur Erfüllung Eurer militärischen Pflicht. Und denkt daran, dass ihr, wenn ihr euer Leben für eure Heimat und eure Freunde gebt, mit Gott in seinem Reich, seiner Herrlichkeit und dem ewigen Leben sein werdet“.

Die letzten Äußerungen des Patriarchen löste unter den orthodoxen Gläubigen eine gemischte Reaktion aus. Viele äußerten ihren Unmut darüber, dass Kyrill Soldaten als Märtyrer bezeichnete.

„Die Aussage von Patriarch Kyrill, dass alle, die in den Krieg ziehen, ihre Sünden mit Blut abwaschen und auch in den Himmel kommen, hat nichts mit der Orthodoxie zu tun. Mehr noch, es ist eine Ketzerei und keine orthodoxe Lehre. Im 10. Jahrhundert gab es einen byzantinischen Kaiser, der versuchte, die Kirche dazu zu zwingen, ein Gesetz zu erlassen, das alle Soldaten, die in den Krieg zogen, heiligsprach. Dies wurde von den Kirchenvätern seiner Zeit abgewiesen. Die Haltung der Kirche zum Militärdienst ist grundsätzlich sehr zurückhaltend. In der Geschichte der Kirche gibt es viele Heilige, die wegen der Verweigerung des Militärdienstes gemartert und getötet wurden. Darüber hinaus gilt die Regel, dass ein Soldat, der seine Hände im Krieg mit Blut befleckt hat, für mindestens drei Jahre exkommuniziert werden muss. Kyrills Predigt ist also eher eine islamische Predigt. Alle christlichen Priester, die ich kenne, sind sich darüber im Klaren, dass dies eine völlige Abweichung von dem Kirchenkanon ist. Die Kirche lehrt uns, auch für unsere Feinde zu beten, damit der Herr sie zur Einsicht bringt und ihnen Einhalt gebietet. Aber eine solche geistige Führung akzeptieren wir nicht“, sagte Priester Walerian Dunin-Barkowski, der in der Hl. Nikolaus-Gemeinde in Ratingen bei Düsseldorf dient.

[hrsg/russland.NEWS]

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