Parteiloser Kommunist tritt gegen Putin an

Die Kommunistische Partei der Russischen Föderation (KPRF) hat den parteilosen Kommunisten und Direktor der geschlossenen Aktiengesellschaft „Lenin Sowchos“ Paul Grudinin mit 314 bei 11 Gegenstimmen zu ihrem Präsidentschaftskandidaten gewählt. Damit tritt zum ersten Mal seit 1996 nicht der Vorsitzende der Partei Gennadij Sjuganow zur Präsidentenwahl an. Er nannte Grudinin ein „Symbol der Hoffnung auf Veränderungen“ und eine „Alternative zu Putin und der liberalen Regierung“.

Grudinin gilt in der Geschäftswelt als eine vorbildliche Führungskraft „des national orientierten Unternehmertums“ und „des sowjetischen Landwirtschaftsmodells“. Er gilt als jemand, der die verschiedenste Wähler ansprechen und die Opposition vereinen kann. Sein Sowchos zeige, dass auch sozialistischen Führungsmethoden sehr erfolgreich sein können.

Das Programm der Kommunisten für das er steht, lehnt sich an das der chinesischen KP an: Eine demokratische Regierung der Werktätigen mit der KP an der Spitze, sozialistische Gemeinschaft und eine sozialistische Gesellschaftsordnung. Die Naturschätze und strategische Wirtschaftssektoren sollen nationalisiert und die Preise für Güter des täglichen Bedarfs staatlich kontrolliert werden.

„Die Regierung muss die Tarife für Strom, Brennstoff und öffentlichen Verkehr regulieren. Das sind die Hauptfaktoren für die Wirtschaftsentwicklung und den sozialen Wohlstand der Bürger des Landes“, so Grudinin.

Seiner Ansicht nach muss das derzeitige politische System dringend verändert werden.
„Der Präsident als höchster Beamter sollte dem Volksparlament unterstellt und rechenschaftspflichtig sein.“ Es ist notwendig, das Amtsenthebungsverfahren zu vereinfachen und im Grundgesetz klarzustellen, dass niemand das Recht hat, das Amt mehr als zweimal in seinem Leben auszuüben“.

Darüber hinaus schlägt er vor, einen Obersten Staatsrat einzurichten, ohne dessen Zustimmung „keine grundlegende Entscheidung des Präsidenten in Kraft gesetzt werden kann“. Er stellte klar, dass dieser Rat „die größten und einflussreichsten Persönlichkeiten“ enthalten sollte.

Neben den politischen Veränderungen sehen die Kommunisten eine Reform des sozioökonomischen Bereichs als notwendig an. „Wir werden Menschen mit Arbeit ein anständiges Gehalt zur Verfügung stellen. Der Mindestlohn sollte heute mindestens 25 bis 30 Tausend Rubel sein, darunter bedeutet totale Armut.

Laut dem Politologen Dmitri Orlow, Generaldirektor der Agentur für politische und wirtschaftliche Kommunikationen, hat Grudinin ein äußerst erfolgreiches Image, er sei ein guter Redner, eine prägende Persönlichkeit mit einer sehr positiven Biographie.
Er könne linke Werte durchsetzen und dabei auf seine Erfolge verweisen. Auch Selbständige, die Mittelklasse und die Geschäftswelt könnten sich von ihm angesprochen fühlen. „Ganz unterschiedliche Bevölkerungsgruppen können ihn theoretisch unterstützen“, so Orlow.

Im Sowchos Lenin hat er zur Begeisterung der Einwohner viel kommunistische Vorstellungen bereits umgesetzt: Freie ärztliche Versorgung, kostenlose Medikamente, Kindergärten, Schulspeisung, gutbezahlte Arbeitsplätze usw.

Vorausgesetzt die Medien behandeln alle Präsidentschaftskandidaten gleich, ist sich Grudinin seines Sieges bei den Wahlen sicher.

[hmw/russland.NEWS]

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