Ostukraine: Sarkastischer Tagesüberblick [mit Video]

Angesichts der Zuspitzung der Lage in der Ostukraine könnte man manchmal auch als Journalist verzweifeln und die Lust an der Arbeit verlieren, das aufzubereiten. Da wir das Informationsbedürfnis unserer Leser aber kennen, schreiben wir aber trotzdem weiter, werden uns heute aber etwas Sarkasmus nicht verkneifen können und bitten dafür gleich im Vorfeld um Entschuldigung. Der Richtigkeit entsprechen dennoch alle Vorkommnisse in diesem Artikel – leider.

Nazi-Treck von Mariupol nach Lugansk

Wie schön, dass der Rechte Sektor, der „nationalsozialistische Flügel“ der Euromaidaner, so Internet-affin ist, denn so erfahren wir immer genau, wo die ukrainische Nationalgarde ihre nächsten „Anti-Terror-Aktionen“ gegen Milizen und sympathisierende Bevölkerung macht und mit neuen Toten im Rahmen der nächsten „Deeskalation“ zu rechnen ist. So verkünden Aktivisten laut der Kiewer (Kiewer!) Onlinezeitung Politnavigator, dass sie nun von Mariupol, wo es bei bewaffneten Auseinandersetzungen gut Tote gab, nach Lugansk verlegt werden (Ziel sind Männer wie diese). Somit können wir schon einmal vorwarnen, wo die vom Kiewer Spitzenpolitiker Turtschinow verkündete nächste Militäroffensive wohl abgehen wird. Ab heute wird sich dann die Tagesschau eine „deeskalierende“ Verpackung für die nächste Aktion der „so genannten Nationalgarde“ gebildet aus „Aktivisten des Euromaidans und Rechten Sektors“ ausdenken (Zitat aus der ukrainischen Onlinezeitung Tajmer Odessa, das ist da, wo das verkohlte Gewerkschaftshaus steht), damit das nicht so schlimm klingt.

Verboten werden nur „falsche“ Nationalisten

Während der Rechte Sektor munter und in Uniform (Grüße von der Ostfront) weiter aktiv ist, wurde mittlerweile der „Russische Block“, die prorussischen Nationalisten auf Antrag des Justizministeriums vom Kiewer Verwaltungsgericht verboten. Euromaidan-Demokratie „Made in Ukraine“. Womit wir nicht sagen wollen, dass der „Russische Block“ irgendwie gut war. Aber gut ist die AfD als anschauliche deutsche Nationalisten auch nicht und dennoch erlaubt. Dazu passt vielleicht auch die Meldung, dass der Charkower Führer der Antimaidaner Konstantin Dolgow vor den prowestlichen Beschützern der Meinungsfreiheit zu den bösen Russen auf die Krim geflohen ist. Man hatte ihn unvorsichtigerweise gegen Kaution aus dem Gefängnis frei gelassen. Oh nein, das ist ja Krim, das sind ja Ukrainer, abtrünnige natürlich. Man verzeihe uns diesen völkerrechtlichen Fehler. Colt Seavers soll schon unterwegs sein, ihn wieder einzufangen, unterstützt von einem ötlichen Söldnertrupp von „Blackwater„. Ah nein, die heißen jetzt ja Academi, da sie gegen die schwarzen Mächte kämpfen und nicht dafür. „Whiteangels“ wäre vielleicht ein besserer neuer Name gewesen, da wir nicht mit einer höheren Anzahl von Akademikern in dieser Truppe rechnen.

Kalaschnikow-Rücktritt von Donbass-Bürgermeister

Damit das Feindbild der Euromaidaner unter all solchen Vorkommnissen nicht leidet, haben radikale (von der Tagesschau gerne „moskautreu“ genannte) Separatisten der frisch gegründeten „Volksrepublik Donezk“ den Bürgermeister von Enakjewo (namens Klep) mit vorgehaltener Waffe gezwungen, von seinem Posten zurück zu treten, da er es offenbar noch mit der Ukraine hielt. Mit von der Partie waren natürlich der örtliche „Volks-Bürgermeister“ (davon gibt es schon recht viele) und ein zu den Separatisten übergelaufener Ex-Stellvertreter. Gott sei dank haben solche Methoden ein Ende, wenn der Euromaidan seinen finalen Sieg davon tragen wird. Denn dort arbeitet man bei Zwangsrücktritten ja lieber mit Schlägen. In Slawjansk empfahl derweil „Volksmajor“ Ponomarjew, aus dem TV noch bekannt als Zwangs-Gastgeber mehrerer Bundeswehr-Offiziere, nicht russischspechenden Richtern und Staatsanwälten die Gegend zu verlassen. Nicht so genau drückte er sich aus, was passiert, wenn sie das nicht tun, aber auch er hat ja eine Kalaschnikow daheim. Apropos Kalaschnikow, gekämpft wurde heute natürlich auch, in Kramatorsk und es soll zwei neue kaputte Panzer geben. Und „Volksgouverneur“ Bolotow wurde aus einem Auto mit automatischen Waffen beschossen und schwer verletzt, so berichtet Nahnews Charkow.

Die gute Nachricht

Janukowitschs Sohn ist aus der Ex-Partei seines Vaters ausgetreten. Er habe genug von den Lügen dort. Die Gefahr eines Tritts in die Fußstapfen des Vaters ist damit gebannt. Janu-Senior hatten seine Parteifreunde schon Ende März ausgeschlossen und sind seitdem vollauf mit ihrem Untergang  beschäftigt. Das ist schon fast schade, da sie die einzige politische Kraft sind, von der wir wissen, dass sie weder für den Euromaidan noch für eine unabhängige Ostukraine zu den Waffen greifen will. Also vielleicht doch keine gute Nachricht.

Ausblick in die Kristallkugel

Was wird jetzt als nächstes passieren? Wahrscheinlich nichts gescheites. Militär wird angreifen, Seperatisten werden zeigen, dass russische Nationalisten sich ähnlich schlecht benehmen können wie ukrainische und  im Westen werden dann „Völkerrechtler, Politikwissenschaftler und Experten aller Couleur die Stirn runzeln und in nervöser Erleuchtung leise Fachkundiges aus ihrem Mund sprudeln lassen.“ Nein, haben auch nicht wir uns ausgedacht, ist auch von Tajmer. Und jetzt schauen wir wieder russisches Fernsehen, um uns ein wenig ausgewogen zu informieren. Schluss-Scherz! Da könnten wir ja gleich die Tagesschau schauen. „Volksreporter“ von russland.RU – Ende für heute.

Oh nein, jetzt hätten wir beinahe glatt unsere tägliche Portion von Amateuraufnahmen von Panzern, Hubschraubern und Rauchwolken vergessen. Also, hier Kramatorsk, frisch von heute:

Foto: Agentur Anna-News, Creative Commons, das sind übrigens Abchasier und Abchasier, das sind dann „Separatisten“ in Georgien

 

 

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