Ostukraine: Rechter Sektor droht mit „Marsch auf Kiew“ [mit Videos]

Die eigentlich aufgrund ihrer Überlegenheit siegessicheren ukrainischen Regierungstruppen verursachten in den letzten 24 Stunden vor Ort wenig positive Nachrichten. Neben militärischen Rückschlägen gibt es eine Meldung über ein Ultimatum und einen möglichen Abzug der Milizen des Rechten Sektors.

Unterschiedliche Kampfmoral auf Regierungsseite

Das ist deshalb besonders schwerwiegend, da aktve Kampfhandlungen auf Regierungsseite meist von solchen Milizen und der ebenfalls aus rechtsradikalen Freiwilligen gebildeten Nationalgarde getragen werden. Die reguläre ukrainische Armee besteht oft aus zwangseingezogenen Rekruten mit wenig Lust auf einen Einsatz in einem Bürgerkrieg. So setzten sich nach einer Mitteilung des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB erst gestern wieder 17 Soldaten der Armee vom Kampfgeschehen in Richtung Russland ab. Wenn die Tagesschau also Jubelmeldungen über ukrainische Offensivaktionen bringt, ist es sehr wahrscheinlich, dass diese gerade von offenen Neonazis ausgeführt werden.

Zufriedenheit herrscht jedoch auch bei diesen freiwilligen Truppenteilen nicht. Allerdings rührt das nicht vom Kampf an sich, an dem sich westukrainische Nationalisten natürlich begeistert beteiligen, für die Russland-orientierte Separatisten so etwas wie der historische Erbfeind sind. Mit den Oligarchen und Liberalen im Hinterland ist man jedoch nur ein lockeres Zweckbündnis eingegangen und das bricht nun offenbar auf.

Ultimatum an Poroschenko

Rechter Sekter Führer Jarosch stellt Präsident Poroschenko auf der eigenen Webseite ein 48-Stunden-Ultimatum. Hintergrund sind Aktionen von ukrainischer Polizei und Sicherheitsbehörden gegen den Verband im Hinterland, wie die Kiewer Onlinezeitung Politnavigator berichtet. Offenbar hatte es hier auch Verhaftungen und die Beschlagnahmung von Waffen und Ausrüstung gegeben. Poroschenko und sein Innenministerium hätten die „nationale Revolution“ des Maidan verraten. Seine Politik spiele den „Moskauer Separatisten“ in die Hand.

Innerhalb von 48 Stunden hätten die ukrainischen Behörden alle Inhaftierten auf freien Fuß zu setzen und das beschlagnahmte Material freizugeben. Andernfalls würden die bewaffneten Milizen des Rechten von der „Front“ im Donbass abziehen und in Kiew selbst für die Durchsetzung ihres „Rechts“ sorgen. Die Organisation verfügt über eigene Frontmilizen und auch in der Nationalgarde hat sie viele Sympathisanten. Sie sind jedoch nur einer der rechtsradikalen Verbündeten Poroschenkos. Die Nationalisten der Partei „Swoboda“ und die Rechtspopulisten der „Radikalen Partei“ sind an der Regierung beteiligt. Deren Leitfigur Ljaschko, in Amt und Würden als Regierungsfunktionär im Bürgerkrieg, leistete sich in Kiew vor einigen Tagen eine kleine Handgreiflichkeit mit dem Abgeordneten Schewtschenko, die einen neuen YouTube-Hit produzierte (handgreiflich wird´s ab zwei Minuten):

Kampfgeschehen im Donbass

Auch von der Front dringen für die Regierung momentan keine guten Nachrichten. Während sich die angebliche russische Panzerkolonne im Donbass offenbar in Luft aufgelöst hat, werden aus Donezk, Lugansk, Anthrazit, Krasnij Liman und Makejewka Kämpfe gemeldet. Die Regierungstruppen arbeiten hier bisher erfolglos an einer Spaltung des von Separatisten kontrollierten Gebietes. Südlich von Lugansk gelang es den Rebellen laut einer Meldung der Onlinezeitung Tajmer aus Odessa (hier mit zahlreichen Fotos), die vor Ort eigene Mitarbeiter hat, die Regierungstruppen erneut zu stoppen.

Im Gegenzug sei es den Rebellen gelungen, die Regierungstruppen aus Stellungen rund um Lugansk wieder zu vertreiben und so die Verbindung zur nahezu eingeschlossenen Stadt zu halten. Tajmer spricht von neugewonnener Kampfkraft der örtlichen Rebelleneinheiten, auch mit Artillerie- und Panzereinsatz. Zu diesen Meldungen passt auch ein von den Rebellen verbreiteter neuer Film über eine zerschlagene Fallschirmjäger-Einheit aus Lwow (Achtung! Nichts für schwache Nerven und ggf. nur zugänglich für angemeldete, volljährige YouTube-Nutzer):

Auch sei laut Tajmer der Angriff der Regierungstruppen auf den Bereich zwischen Gorlowka und Donezk im Westen des Kampfgebietes erfolglos abgebrochen worden. Im Raum Donezk geht das Kampfgeschehen aktuell offenbar hin und her und beide Seiten melden ihre eigenen Siege.

Roland Bathon, russland.RU – die Quellen dieses Artikels sind ausschließlich ukrainische Onlinezeitungen, vor allem die Onlinenews von Tajmer (Odessa), Nahnews (Charkow) und Politnavigator (Krim), andere Quellen sind im Artikel stets angegeben

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