Oha in Doha: Kein Dämpfer für den Ölpreis

Wochenlang hatte Russland mit nicht gerade einfachen Partnern auf eine Deckelung der Ölförderung hingearbeitet, um den verfallenen Ölpreis zu stützen – doch es wurde nichts draus: Der Ölgipfel von Doha brachte keine Einigung. Nun dürfte der Rubel wieder unter Druck geraten.

Russlands Energieminister Alexander Nowak war bitter enttäuscht. Da hatten die beiden Ölgroßmächte Russland und Saudi-Arabien, so unterschiedlich ihre Ideologien und politischen Interessen – beispielsweise in Syrien – auch sein mögen, in einem mühsamen Prozess 18 ölfördernde Länder an einen Tisch gebracht. Die Idee war, sich zu verpflichten, bis Oktober die Ölförderung nicht über das Niveau von Januar 2016 hochzuschrauben – als der Ölpreis aufgrund des weltweiten Überangebots besonders tief in den Keller gerauscht war. Also eine Beschränkung, keine Einschränkung.

Allein die Ankündigung einer möglichen gemeinsamen Deckelung hatte den Ölpreis wieder hochkommen lassen: Das Barrel Brent erreichte in der letzten Woche wieder Werte um 45 Dollar – nach den winterlichen Tiefstständen deutlich unter 30.

Saudis torpedieren Fördermoratorium

Doch der Verhandlungsmarathon am Wochenende in Doha, der Hauptstadt von Katar, führte zu keinem Ergebnis. Saudi-Arabien, aber auch Katar, die Emirate und Kuwait, bestanden plötzlich wieder darauf, dass auch Iran, ihr Rivale auf der anderen Seite des Persischen Golfs, sich an dieser Selbstverpflichtung beteiligen müsse. Dabei hatten die Saudis zuvor großen Wert darauf gelegt, dass der Iran nicht an den Verhandlungen in Doha teilnehmen dürfe, berichtet heute die Zeitung „Kommersant“. Die Perser hatten allerdings immer durchblicken lassen, dass sie ihre nach dem Ende der Sanktionen gerade wieder steigende Förderung nicht einschränken wollen – zumindest solange nicht, bis sie wieder das Niveau vor den Iran-Sanktionen erreicht hat.

„Wie kann ein Land, das an einem Treffen nicht teilnimmt, der Grund sein, dass man nicht zu einer Einigung kommt?“, sagte Nowak nach dem Platzen der Doha-Runde. Er habe damit gerechnet, dass man sich einige. Nowaks Behauptung, das Nicht-Ergebnis habe keinerlei Folgen für Russland, war dann aber wohl eher wieder klassischer Politiker-Zweckoptimismus. Russlands Ölbranche kann natürlich munter weiterfördern – aber eine finanzielle Gesundung der Konzernkassen wie auch des staatlichen Budgets ist so nicht zu erreichen.

Ölpreissturz nur vor der Mittagspause

Der Ölpreis, so die relativ einhellige Expertenmeinung, wird nun wieder unter Druck geraten: Ob er nun wieder auf 40, 35 oder 30 Dollar für das Barrel sinkt, ist so genau nicht zu sagen. Aber dass die Preisschwankungen als Zeichen der Verunsicherung wieder stärker werden, bewies schon der erste Tag nach Doha: Am Morgen rauschte der Ölpreis um 7 Prozent runter auf fast genau 40 Dollar, dann kletterte er wieder fast auf das vorherige Niveau. Ähnliche Bocksprünge machte der auf Gedeih und Verderb mit dem Preis fürs Schwarze Gold verzahnte Rubel-Kurs im Verhältnis zu Dollar und Euro: Morgens zwei Rubel runter, am Nachmittag wieder rauf.

Analysten der Alfa-Bank sahen jedenfalls alle Anzeichen, dass eine Trendwende für den Rubel-Kurs erfolgt ist: Seit Anfang Februar war der Wert des Rubels fast permanent gestiegen – von etwa 79 Rubel auf 66 Rubel pro Dollar. Da die russische Wirtschaft auch sonst wenig Anstalten macht, aus der Depressionsdelle zu kriechen, gibt es nun keine Faktoren, die in absehbarer Zeit ein weiteres Erstarken der russischen Währung nahelegen würden.

Nun macht wieder der Markt den Preis

„Das Scheitern der Verhandlungen von Doha kann dazu führen, dass der Markt das Vertrauen in mögliche Vereinbarungen zwischen Russland und der OPEC verliert und schon nicht mehr auf verbale Interventionen reagieren wird, wie das vom Februar bis April der Fall war“, schreibt der „Kommersant“.

Ohnehin liegt jetzt die Planke für eine konzertierte Aktion der Ölförderländer noch höher als vorher: Denn die Golfstaaten ließen in Doha durchblicken, dass sie in einer solchen Koalition der Förderdämpfer alle OPEC-Staaten (neben dem Iran auch Libyen, wo Rebellen die meisten Ölfelder kontrollieren) und auch Norwegen und Kolumbien sehen möchten, bevor sie einwilligen. Doch ist es eher unwahrscheinlich, dass in absehbarer Zeit ein größerer Bund geschlossen werden kann, wenn man sich schon im halbwegs überschaubaren Kreis nicht einigen konnte.

[ld/russland.ru]

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