Njonoksa: Geben neue Messergebnisse aus Norwegen Atomunfall andere Dimension?Screenshot aus einem Video des russischen Verteidigungsministeriums mit angeblichem Burevestnik-Marschflugkörper

Njonoksa: Geben neue Messergebnisse aus Norwegen Atomunfall andere Dimension?

Norwegische Messungen werfen ein neues Licht auf den mysteriösen Atomunfall, der die ganze Welt beunruhigt, schreibt die größte norwegische Tageszeitung Aftenposten.

Seit am 8. August die ersten Meldungen über einen neuen Atomunfall in Russland ausliefen, versuchen die russischen Verantwortlichen, alle Beteiligten und die Öffentlichkeit mit so wenig Informationen wie möglich zu belassen. Ja, es gab eine Explosion bei einem Raketentest-Unfall mit einer „Radioisotopen Energiequelle“ auf einer Plattform im Weißen Meer. Fünf Experten, alle beim legendären russischen Atomforschungszentrum in Sarow angestellt, verloren ihr Leben. Und es kam zu einer zeitlich begrenzten Erhöhung der Strahlungsintensität. Bis auf die strahlenmedizinische Untersuchung – und Weiterbeobachtung – von 91 Personen, die bei Transport und Behandlung der Verletzten einer Strahlengefahr ausgesetzt waren, ist nichts geschehen. Putin kennt alle Berichte, wesentlichen Änderungen gibt es keine. „Aber es werden vorbeugende Maßnahmen ergriffen, damit es keine Überraschungen gibt“, sagte Präsident Wladimir Putin, als er sich laut Interfax am Montag vor einem Treffen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron zu dem Unfall äußerte. Überraschend waren einige Messstationen ausgefallen. Der Rest ist „Rätsel und Geheimnis zugleich“, wie Aftenposten schreibt.


Norsar
Die unabhängige Forschungsstiftung Norsar ist Norwegens Datenzentrum zur Überwachung des Kernwaffenteststopp-Abkommens.
Die sechs Stationen von Norsar sind Teil eines weltweiten Netzwerks von 321 Messstationen.
Vier der Stationen messen die seismische Aktivität: Hedmark, Karasjok, Svalbard und Jan Mayen.
Die Messstation am Platåberget auf Spitzbergen zeichnet Radioaktivität auf. Die Bardufoss-Messstation misst auch Infraschall.


Aber die Norweger sind grundsätzlich wachsam gegenüber über allen Nachrichten aus dem Nachbarland Russland. Eintausend Kilometer von Njonoksa entfernt in Bardufoss nördlich von Narvik verfügen die Norweger über eine der modernsten Infraschallstationen der Welt. Mit 960 „Ohren“ verfolgte das Norsar Research Institute  den neuen Waffentest und die Messungen sollen neue Informationen darüber liefern, was wirklich passiert ist. Aftenposten bezeichnet die Ergebnisse von Norsar, die für Norwegens Umsetzung des CTBT-Testabkommens verantwortlich ist, als „erstaunliche“

„Unseren Messungen zufolge haben zwei Explosionen stattgefunden“, überrascht Anne Strømmen Lycke, CEO bei Norsar. Die erste Explosion ereignete sich am Boden oder auf einem Ponton im Meer, wie bisher diverse Seismologen bestätigen. Zwei Stunden später gab es eine zweite Explosion, höchstwahrscheinlich in der Luft, so Lycke zu Aftenposten. Sie wurde von den seismologischen Messungen nicht aufgezeichnet, kann also nicht in Bodennähe oder in der Nähe der Plattform passiert sein.


KernwaffenteststoppVertrag CTBTO

Das CTBTO-Abkommen wurde 1996 verabschiedet und verbietet alle Arten von Nuklearwaffenversuchen.

Bisher haben 184 Staaten das Abkommen unterzeichnet und 168 Länder haben es ratifiziert. Es wird jedoch erst wirksam, wenn alle Länder mit Atomwaffen das Abkommen ratifiziert haben.

Von den großen Atommächten haben Russland, das Vereinigte Königreich und Frankreich das Abkommen ratifiziert, nicht jedoch China, Ägypten, Iran, Israel und die Vereinigten Staaten. Pakistan, Indien und Nordkorea haben das Abkommen ebenfalls nicht unterzeichnet.


Die erste Explosion führen die Experten von Norsar, das weltweit als führend in der Erkennung seismischer Signale gilt, auf den Abschuss einer Rakete vom Boden oder einer maritimen Anlage zurück, die zweite halten sie für die Explosion einer Rakete in der Luft.

Wenn sich diese Vermutung bestätigt, dürften die norwegischen Messergebnisse in Peking, Brüssel und Washington für Aufmerksamkeit sorgen. Dann könnte die streng geheime russische Rakete – mit einer radioaktiven Quelle an Bord – zwei Stunden lang über eine längere Distanz geflogen sein. Bei früheren Tests konnte die neue Rakete, von der Putin behauptet, dass sie die Raketenabwehr des Westens völlig unbrauchbar macht, nur eine kurze Strecke zurückgelegen. Zu der radioaktiven Emission, die gemessen wurde, wäre es bei der Explosion in der Luft gekommen. Dies stütze auch die Theorie, dass Putins neue Doomsday-Waffe Burevestnik, Skyfall oder Sturmvogel getestet wurde. An Bord der Rakete muss sich eine radioaktive Quelle befunden haben, die nach der Explosion in der Luft ihren Inhalt freisetzte. Die Explosion entspricht dem Zeitpunkt, an dem eine radioaktive Emission gemeldet wurde, sagte Lycke zu Aftenposten.

In den meisten anderen Ländern werden die Messstationen von Militär- oder staatlichen Behörden kontrolliert, die die Ergebnisse geheim halten. Den Forschern der Independent Norwegian Research Foundation steht es frei, die Öffentlichkeit über die Ergebnisse zu informieren. Ihre aktuellen Messungen würden ein völlig neues Licht auf den mysteriösen Atomunfall werfen. Während des Unfalls mit dem russischen Atom-U-Boot im Jahr 2000 konnte Norsar genaue Messungen bereitstellen.

Auf die Frage, was er von den russischen Messstationen, die ihre Arbeit eingestellt haben, halte, sagte Nosar-Chef Lycke, das sei „sehr auffällig“. Aber niemand kann sagen, ob das Gerät ausgeschaltet wurde oder ob tatsächlich technische „Kommunikationsprobleme“ aufgetreten sind. Aber, „wenn jemand etwas in die Luft gesprengt hat, wird es entdeckt“. Unser technisches Überprüfungssystem lässt nur sehr wenig Raum für Zweifel.

[hub/russland.NEWS]

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