Nicht nur, aber gerade weil Ostern ist – das „Gorbatschow-Friedens-Ei“ von Fabergé

[ Von Michael Barth ] Schwabach/St.Petersburg – Das Stadtmuseum im mittelfränkischen Schwabach geht zu Ostern mit seinen schönsten Exponaten aus seiner Abteilung der Volkskundlichen Eiersammlung „Heer-Maynollo“ an die Öffentlichkeit. Der Star bei dieser Osterschau ist zweifelsohne das „Gorbatschow-Friedens-Ei“ von Fabergé.

Das älteste Ei dieser Sonderausstellung kommt von einem Dinosaurier und ist fast 140 Millionen Jahre alt. Das Kostbarste stammt zwar erst aus dem Jahr 1990, ist aber nicht minder Geschichtsbeladen. Dazwischen tummeln sich fast 10.000 Eier aus aller Welt, quer durch die Epochen. Eben Kitsch und Kuriositäten rund ums Ei. Laut Eigenwerbung der Stadt Schwabach sei es die größte Eierausstellung der Welt.

Begonnen hat alles mit dem Ankauf der legendären Volkskundlichen Eiersammlung der Würzburgerin Martha Heer-Maynollo im Jahre 1987. Die damalige Sammlung von ca. 2600 gestalteten Eiern, die ältesten davon aus dem 18. Jahrhundert, erfuhr im Lauf der Zeit enormen Zuwachs, sodass das Stadtmuseum in seiner Volkskundlichen Eier-Abteilung mittlerweile gut 6.000 eigene Ausstellungsstücke präsentieren kann.

Bemerkenswert sind in dieser Ausstellung sicherlich die osteuropäischen Exponate. Vom volkstümlich bemalten Ei bis hin zu den wertvollen Ikonen-Eiern der Orthodoxen Kirche reicht die Palette der ausgestellten Kunst- und Kulturobjekte. Damit wird auch die Bedeutung des Eies und des Osterfestes im Besonderen innerhalb der russischen Gesellschaft veranschaulicht. Der eigentliche Haus- und Hofmeister des russischen Ostereies bedarf allerdings einer eingehenderen Betrachtung.

Die Geburtsstunde des Ü-Ei

Als ein 1846 in St. Petersburg geborener Spross einer deutsch-baltischen Juweliersfamilie seine Ausbildungsjahre in Dresden verbrachte, konnte er noch nicht ahnen, dass er einmal der Ostereier-Günstling der Zaren werden sollte.

Doch der Reihe nach: Mit Abschluss seiner Lehrzeit ging Peter Carl Fabergé 1870 wieder nach St. Petersburg zurück und verdingte sich mit Arbeiten in der Eremitage, indem er die Schmuckstücke restaurierte und katalogisierte. Auf der Grundlage dieses dort erlernten altrussischen Stils begründen sich fürderhin die Erfolge seiner eigenen Firma.

Waren es zuerst noch Kopien, die Fabergé fertigte, setzten schon bald die eigenen Kreationen Akzente in der damaligen Juwelierskunst. Als 1882 anlässlich einer Moskauer Ausstellung der damalige Zar Alexander III. einige seiner kostbarsten Arbeiten erwarb, stand für das Haus Fabergé die Tür zum Hof der Adelsfamilie offen. Ab diesem Zeitpunkt fertigte Carl Fabergé jedes Jahr ein Osterei für die Zarin. Nach 1895 ließ dann Nikolaus II. Eier anfertigen und ab da durfte sich Fabergé mit dem Titel des Kaiserlichen Hofjuweliers schmücken.

Und der Hofjuwelier ließ sich durchaus pfiffige Ideen für diese Eier einfallen. In jedem befand sich eine kleine Miniaturkostbarkeit. Somit kamen sozusagen die ersten Überraschungs-Eier aus dem Hause Fabergé. Nur waren im Gegensatz zum heutigen profanen Ü-Ei, wie es sich im Volksmund schon bald für die moderne Schokoladenvariante durchsetzte, die Beigaben im Inneren nicht aus Plastik-Tinnef, sondern aus wertvollen Symbolobjekten, die zum jeweiligen Anlass darinnen verborgen wurden.

Frisch aus dem Ei gepellt

Mit der Oktoberrevolution von 1917 war kaiserlicher Glanz in Russland nicht mehr so richtig angesagt und Fabergé floh mit seiner Familie über Finnland nach Wiesbaden und verstarb schließlich 1920 im schweizerischen Lausanne. Der Ruhm seiner Ostereier schien ab da Geschichte. Bis die Pforzheimer Juwelenmanufaktur Victor Mayer Ende der 1980er Jahre als einzige autorisierte Werkstätte den guten Namen Fabergé wieder aufgreifen durfte.

Das erste Fabergé-Ei, das seitdem jemals wieder im Moskauer Kreml Einzug hielt, war 1991 das „Gorbatschow-Friedens-Ei“, das dem ehemaligen Präsidenten der Sowjetunion anlässlich seiner Verleihung des Friedensnobelpreises überreicht wurde. Ein Juwel aus Gold, Silber, Diamanten, Rubinen und sonstigem Geschmeide, das der damaligen Handwerkskunst des Vorzeigejuweliers in nichts nachsteht.

Überhaupt war dieses Ei das erste einer neuaufgelegten Serie dieser altehrwürdigen Kostbarkeiten. Von fünf gefertigten Exemplaren sind heute gerade einmal zwei weltweit ausgestellt. Das originale, Gorbatschow verliehene und großzügig dem Kreml-Museum in Moskau überlassene Nobelpreis-Ei, sowie das Werkstück des Juweliermeisters Victor Mayer, das dem Stadtmuseum Schwabach 1993 übergeben wurde.

Selbstverständlich wohnt auch diesem erlesenen Prachtstück nach alter Tradition eine kleine erlesene Aufmerksamkeit inne. So „beherbergt“ das Gorbatschow-Ei konsequenterweise eine Taube und eine Botschaft an die Welt, doch bitteschön den Frieden zu bewahren. Und wenn wir einmal ehrlich sind – ein bisschen Frieden kann der Welt, und das nicht nur an Ostern, doch gar nicht schaden.

Die Sonderschau ist noch bis zum Ostermontag im Stadtmuseum, Museumsstraße 1, 91126 Schwabach von 10:00 – 18:00 Uhr. zu sehen. Nach Ostern präsentiert sich das Ei Gotbatschows wieder in der regulären Ausstellung von Mittwoch bis Sonntag zu denselben Zeiten.
[ Michael Barth / russland.RU]

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