News aus und über Russland: RT deutsch dominiert

News aus und über Russland: RT deutsch dominiert

[von Roland Bathon] In unregelmäßigen Abständen untersucht russland.NEWS den Markt der Newsanbieter, die auf deutsch News entweder „Made in Russia“ oder mit dem Themenschwerpunkt Russland veröffentlichen. Gute Aussagen über die Reichweite der Newsangebote ergeben sich dabei aus ihren Abonnenten in Sozialen Netzwerken. Die Verteilung von mittlerweile 1,4 Millionen Followern solcher Seiten haben wir dieses Mal mit Stand Oktober 2019 untersucht. So viele wie noch nie – denn noch nie folgten so viele Leute derartigen Seiten, die aus oder über Russland berichten.

RT deutsch verdrängt Sputniknews

Eine Entwicklung wird dabei immer deutlicher: Die Dominanz von RT deutsch unter News „Made in Russia“ (okay, Sitz in Russia, Studio in Berlin) – vor allem durch die allmähliche Verlagerung der Online-Berichterstattung in den Videobereich. Schon immer war RT unter den untersuchten Newsanbietern, zwölf an der Zahl, der Größte. Vereinigte er 2015 noch etwa die Hälfte aller Follower in deutschsprachigen Sozialen Netzen hinter sich, sind es jetzt mehr als zwei Drittel – oder als Zahl über 800.000 in fünf Netzwerken. Bei YouTube sind es sogar weit über drei Viertel aller Follower durch die gleich drei Channels, die der Staatssender mittlerweile auf deutsch hat – Hauptkanal, „Der Fehlende Part“ und „451 Grad“. Nur unser eigenes Angebot russland.TV hat noch einen Anteil an den YouTube-Abos von mehr als 10 Prozent.

Der andere große deutschsprachige Anbieter der russischen Staatsmedien aus dem dortigen Mainstream – Sputniknews – verlor in den letzten Jahren im gleichen Maße Anteile an den Abos/Likes und kommt insgesamt noch auf 19 % (etwa 250.000). Das ist vor allem auf einen immer noch schlecht vom Publikum angenommenen Videobereich zurückzuführen, während bei Instagram Sputnik ebenso wie RT auf deutsch gut Fuß gefasst hat. Am mangelnden Video-Ausstoß liegt es nicht, denn Sputniknews produziert auf YouTube auf Teufel komm heraus Clips, mehrere jeden Tag. Im Bezug auf das „kämpferische Auftreten“ ist Sputniknews mit RT inzwischen, ursprünglich einmal eher bieder-seriös aufgestellt, ja mittlerweile ebenfalls gleich gezogen – aber die Leute bleiben wohl beim Original. Den drittgrößten Anteil an den Followern in unserer Erhebung haben wir selbst – russland.NEWS – als großer unabhängiger Anbieter von Russland-Nachrichten (10 Prozent/über 110.000) – auch bei Facebook, Instagram oder Twitter sind wir die Nummer drei, bei YouTube dank talentierter und engagierter Kolleginnen wie Julia Dudnik und Anna Smirnowa sogar die Nummer zwei.

Kleinanbieter mit insgesamt schwindender Bedeutung

Alle übrigen Onlinezeitungen, die auf deutsch aus oder über Russland berichten, sind vergleichsweise winzig und kommen zusammen auf wesentlich weniger als 100.000 Abonnenten, obwohl es sich um neun (!) verschiedene Angebote handelt. Etwas größer ist nur die Onlineversion von „Russia beyond the headlines deutsch“, einer Zeitungsbeilage – doch selbst dieser größte der Kleinanbieter kommt nur auf gut 30.000 Leute, die in einem Sozialen Netzwerk bei ihnen geklickt haben. Von der Verfolgerzahl folgt darauf das unpolitische Russlandjournal (gut 12.000) und recht gleichauf der Dekoder (Übersetzungen liberaler Pressemeldungen), der Ostexperte (vor allem Wirtschaftsnews), die Moskauer Deutsche Zeitung (Online-Ableger einer kleinen Print-Zeitung) und das rechtsnationale Portal Newsfront deutsch von der Krim (alle zwischen 7.000 und 9.000). All diese Zeitungen haben auch deswegen Probleme, größere Followerzahlen aufzubauen, da ihnen eine größere Videoabteilung fehlt, die man heute dafür offensichtlich braucht. So sinkt ihr Gesamtanteil an der ständig wachsenden Abonnentenzahl immer weiter ab.

Auch welche Netzwerke bei Russlandnews relevant sind, ändert sich im Laufe der Zeit. Ursprünglich war das A und O Facebook – wer hier Erfolg hatte, hatte insgesamt Erfolg. Das ändert sich mehr und mehr, im Zuge der wachsenden Bedeutung von Webvideos – nur noch etwa die Hälfte der ausgewerteten Zahlen stammt von Facebook, ein immer größerer Anteil von YouTube, wo allgemein ebenso wie auf Russland bezogen immer mehr Newsvideos auf deutsch veröffentlicht werden. Jedoch in sehr größeren Mengen nur von wenigen Anbietern – nur RT und Sputnik bringen es auf mehrere Videos täglich, nur russland.TV noch auf mehrere Videos wöchentlich.

Instagram wird bei News relevant

Ebenso umstritten ist bald Rang drei der wichtigsten Netzwerke. Das war stets Twitter, wo es allgemein viel um Nachrichten geht. Immer mehr an Twitter heran arbeitet sich aber Instagram, wo zwar die Mehrzahl der Leute und Accounts nichts mit News zu tun hat, das aber inzwischen derartig viele Nutzer hat, dass das kleine News-Segment vor Ort die Twitter-Nutzer in den nächsten Jahren einholen könnte. Das zeigt sich daran, dass von unseren 12 Anbietern inzwischen neun eine Instagram-Seite besitzen.

Immer mehr der Anbieter sind auch bei VK (früher VKontakte) vertreten, einem in Russland selbst großen Netz, das vom Nutzergefühl Ähnlichkeiten zu Facebook hat, aber von einigen wohl bevorzugt wird, da es auf russischen und nicht US-Servern gehostet wird. Vom Zahlenverhältnis fällt VK aber noch nicht so ins Gewicht – nur RT deutsch verfügt hier über mehr als dreistellige Followerzahlen. Weitere Netzwerke wie Tumblr oder Pinterest spielen bei Russlandnews allgemein keine Rolle und werden nur von wenigen Anbietern überhaupt genutzt – und wenn, dann meistens nicht sonderlich intensiv.

Basis dieses Artikels ist eine Erhebung aller Follower in den Sozialen Netzwerken Facebook, YouTube, Twitter, Instagram und VK. Erfasst wurden alle Anbieter, die in zumindest zwei Netzwerken mit einer deutschsprachigen Seite vertreten sind (der Größe nach): RT deutsch, Sputniknews deutsch, russland.NEWS, Russia beyond the headlines deutsch, Russlandjournal, Dekoder.org, Ostexperte.de, Moskauer Deutsche Zeitung, Newsfront deutsch, Russland klargestellt und Kaliningrad Domizil.

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