Moskau: Das Chaos nach dem Fußballspiel

Ein ganz normaler Fußballtag hätte es am vergangenen Samstag in Moskau werden sollen. Die 0:1-Niederlage der Sbornaja gegen Argentinien war zwar ärgerlich, aber zu erwarten. Das Spiel sollte nicht nur ein Test für die russische Nationalmannschaft sein, sondern auch die Feuertaufe für das nach vier Jahren Generalüberholung frisch wiedereröffnete Luschniki-Stadion in Moskau. Mit 78.750 Zuschauern war die Arena so gut wie ausverkauft. Auf viele von ihnen wartete eine böse Überraschung, als die einen nach dem Spiel in ein gefährliches Gedränge gerieten und die anderen fast eine Stunde warten mussten, bis sie das Stadion endlich verlassen konnten.

Die Menschenmasse bewegte sich schrittweise zur Metro-Station „Sportiwnaja“, wurde jedoch teilweise umgelenkt, da die Station wegen des Massenandrangs geschlossen werden musste. Ein Teil der Besucher musste in einer kilometerlangen, dicht gedrängten Menge den langen Weg bis zur Ringlinie auf sich nehmen. Es grenzt an ein Wunder, dass niemand zu Schaden gekommen ist. Dass viele von auswärts Angereiste bei der Aktion ihre Flüge, Züge und Busse verpassten, erscheint angesichts dessen als Nebensache.

Im Netz machten daraufhin sofort entsprechende Fotos und empörte Postings die Runde. Der bekannte Sportreporter Dmitri Gubernijew kommentierte das Chaos folgendermaßen: „Okay, wir üben noch, wir trainieren. Das ist die erste große Prüfung für das Luschniki. Bei der WM wird alles anders sein, aber, sorry, ich war oft im Ausland beim Fußball – da leeren sich die Stadien in drei Minuten. Und bei uns wird durchgesagt, dass irgendwelche Metro-Stationen geschlossen sind (…). Nicht mal zur Toilette wurde man gelassen! (…) Die Leute gehen davon aus, dass sie für neunzig Minuten zum Fußballspiel kommen und nicht für zweihundert.“

Vielleicht hätte man das Moskauer Olympiastadion zunächst bei einer weniger spektakulären Gelegenheit testen sollen, mit weniger Zuschauern. So wie es beispielsweise in St. Petersburg mit der neuen Arena gehandhabt worden ist, wo die Besucherzahlen nach und nach angehoben wurden. Zwar gab es auch dort einige Probleme, unter anderem lange Schlangen am Eingang und ein undichtes Dach, aber im Laufe der „Testphase“ konnte alles bereinigt werden, ohne dass eine kritische Situation entstanden wäre, wie es am Samstag in Moskau der Fall war.

Als Fazit nach dem Samstag lässt sich sagen, dass sich das altehrwürdige Luschniki-Stadion im neuen Gewand durchaus Bestnoten verdient hat. Die Organisation hingegen, die ist noch mangelhaft.

[sb.russland.NEWS]

COMMENTS