MODERNE GEBÄUDETECHNIK IST IN RUSSLAND AUF DEM VORMARSCH

Von Ullrich Umann Moskau (gtai) – Der russische Markt für technische Einrichtungen zur Automatisierung und Sicherung von Gebäuden hat sich in den vergangenen Jahren sehr positiv entwickelt. Zunehmend gefragt sind vor allem mobile Lösungen zum Steuern der Haustechnik. Der Trend zur Verwendung moderner Baumaterialien zeigt sich auch in der zunehmenden Nachfrage nach energieeffizientem Fensterglas. Verschiedene ausländische Unternehmen errichten Produktionskapazitäten in Russland.

Russlands Markt für Gebäudeautomatisierungstechnik hat sich in den zurückliegenden Jahren schnell entwickelt. Gefragt sind LED-Kontrolleinrichtungen, Sensoren, Relais, Dimmer, Helligkeitssteuerungen, Signalüberträger, Verstärker, Umwandler, Schaltpulte und Steueroberflächen. Als ein besonders starkes Wachstumsfeld erweisen sich mobile Lösungen zur Steuerung der Hausautomatisierungstechnik, zum Beispiel per Smartphone. Eine ähnliche Tendenz ist für den Bereich Gebäudesicherheit festzustellen. Die dafür angebotenen Lösungen werden oftmals mit der Hausautomatisierung gemeinsam als Paketlösung angeboten. Zu den größten Anbietern gehört der US-Konzern Honeywell, der seit 1972 in Russland tätig ist. Inzwischen haben sich auch erste russische Anbieter als Spin-Off aus Forschungsinstituten oder Großunternehmen beziehungsweise als Start-ups erfolgreich auf dem Markt etabliert.

Im Bereich Heizungs-, Klima- und Lüftungstechnik sind in Russland alle Firmen, die weltweit Rang und Namen haben, aktiv. Teilweise tragen sie den Wettbewerb auf dem russischen Markt unter sich aus. Bei den Anbietern von Rohren und Verbindungen, Komplettsystemen für Wasser, Wärme und Abwasser sowie Montagewerkzeugen spielen deutsche Hersteller eine wichtige Rolle.

Nachfrage nach energieeffizientem Fensterglas steigt

Russlands Markt für Kunststofffenster schrumpft seit 2012. Für 2015 wird ein Rückgang der Produktion auf 42 Mio. qm (-10%) oder sogar auf 37 Mio. qm (-20%) angenommen. Den Prognosen zufolge soll sich die Talfahrt bis 2020 fortsetzen. Im Jahr 2014 mussten 15% der Hersteller ihre Geschäftstätigkeit einstellen. Dies betraf insbesondere kleine Anbieter und Werkstätten, die zusammen einen mengenmäßigen Marktanteil von 7% hielten. Auslöser für die Firmenpleiten waren die rückläufige Nachfrage und Verschiebungen in der Kundenstruktur. So nimmt der Anteil individueller Bauherren, die geringe Stückzahlen zur Modernisierung ihrer Wohnungen oder Häuser bestellten, ab. Im Gegenzug steigt der Anteil von Baukonzernen, die standardisierte Fenster zum Einbau in neu errichteten Gebäuden in hoher Stückzahl benötigen.

Zur Herstellung von energieeffizientem Bau- und Fensterglas fehlt es den russischen Herstellern teilweise an Technologie. Modernisierungen konzentrierten sich in der Vergangenheit auf die Herstellung von Floatglas ohne Energiespar- und UV-Filterfunktion. Inzwischen ist der Anteil von energieeffizientem Fensterglas an der Gesamtnachfrage aber deutlich gestiegen. Zu den dominierenden Firmen gehören AGC Flat Glass (Produktion im Moskauer Gebiet), Pilkington Glass (Moskauer Gebiet) und Guardian Industries (Gebiet Rjasan).

Ausländische Glashersteller errichteten Produktionskapazitäten vor Ort. Darunter befindet sich die Trakya Glass Rus, ein Gemeinschaftsunternehmen aus der französischen Saint-Gobain und der türkischen Trakya Cam Sanayi mit mehreren Standorten in Russland. Das jüngste Werk wurde in Elabuga (Tatarstan) eröffnet. Zu den russischen Herstellern gehören Salavatsteklo (Baschkirien), Saratowstroisteklo (Gebiet Saratow), JurRosProdukt (Kreis Stawropol), Saratowski Institut Stekla (Gebiet Saratow), Simwol (Gebiet Wladimir) und Star Glas (Gebiet Brjansk).

Baumärkte werden als Vertriebspartner immer wichtiger

Aufgrund der Größe des Landes spielen für den Vertrieb von Baustoffen und Baumaterialien regionale Großhändler und andere Vertriebspartner in den Regionen eine außerordentlich wichtige Rolle. Hersteller versuchen, möglichst flächendeckend und marktnah mit eigenen Produktionsstätten vertreten zu sein, um Transportkosten zu sparen und flexibel auf Nachfragänderungen reagieren zu können.

DIY-Märkte ( http://www.diynews.ru) spielen im Vertrieb eine immer wichtigere Rolle. Zunächst wurde das Netz von Baumärkten um die Millionenstädte im europäischen Teil herum zunehmend enger. Anschließend begann die Expansion in Richtung Ural und Sibirien. Als Ziel bleibt der Ferne Osten Russlands. Die französische Kette Leroy Merlin kündigte an, bis 2017 mit eigenen Baumärkten in die Region Chabarowsk vorstoßen zu wollen. Leroy Merlin will dabei in allen Warengruppen die Preise der Konkurrenz stets um 5% unterbieten.

Dafür geht der Konzern unter anderem Kooperationen mit lokalen Herstellern ein, um nicht das gesamte Sortiment aus dem europäischen Teil Russlands oder gar aus der Europäischen Union einführen zu müssen. Im Jahr 2014 eröffnete Leroy Merlin Baumärkte in Zelenograd, im Gebiet Moskau, Nowosibirsk, Ufa, Samara und Krasnojarsk. Zur Abrundung seines Angebots betreibt Leroy Merlin einen regen Online-Handel. Etwa 5% des Umsatzes sollen auf Bestellungen aus dem Internet zurückgehen.

OBI hält mit eigenen Expansionsplänen dagegen. Die zur Tengelmann-Gruppe gehörende Baumarktkette will bis Ende 2017 weitere 18 Filialen in Russland eröffnen. Nach den Worten von Ian Strickland, Managing Director von OBI Russia, sollen von den neuen Filialen zwölf in angemieteten und sechs in neu errichteten Gebäuden entstehen. Das Investitionsvolumen wird mit rund 250 Mio. Euro angegeben. Bislang ist OBI in Russland mit 24 Märkten vertreten. Mehr als die Hälfte davon befindet sich in Moskau und Sankt Petersburg.

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