Michail Gorbatschow für deutsch-russische Verständigung geehrt

Vor rund 400 geladenen Gästen erhielt Michail Gorbatschow gestern Abend in Berlin den Dr. Friedrich Joseph Haass-Preis des Deutsch-Russischen Forums für sein herausragendes Engagement zur Verbesserung der deutsch-russischen Beziehungen.

In ihrer Festansprache würdigte Prof. Dr. Rita Süssmuth, Bundestagspräsidentin a.D., das langjährige zivilgesellschaftliche Engagement des Preisträgers. Die Laudatorin verwies darauf, dass Michail Gorbatschow nach dem Ende seiner politischen Karriere mit unermüdlichen Einsatz entscheidend zur Annäherung zwischen Deutschland und Russland beigetragen hat.

„Als Vorsitzender des Lenkungsausschusses des Petersburger Dialogs hat der Bürger Gorbatschow in vielen gesellschaftlichen Bereichen Brücken zwischen unseren Völkern gebaut“, so Süssmuth. „Diesen Verdienst zeichnen wir heute mit dem Dr. Friedrich Joseph Haass-Preis für deutsch-russische Verständigung aus.“

Gorbatschow, der mit Glasnost und Perestroika erst den osteuropäischen Staaten die Demokratie erlaubte und später das Ende der UdSSR einläutete, wurde 1990 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Wegen seiner besonderen Bedeutung für die Wiedervereinigung ehrte ihn Deutschland 1999 mit der Sonderstufe des Großkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. 2005 bekam er den Augsburger Friedenspreis und seit dem 6. Juli 2005 ist Gorbatschow Ehrendoktor der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster.

Im Januar dieses Jahres schrieb Gorbatschow für die englische Zeitung „The Guardian“ einen dieser Tage besonders aktuellen Beitrag: Geschichte ist nicht vorbestimmt – ein neuer Kalter Krieg kann abgewendet werden. Auch im Umweltschutz engagiert sich der unermüdliche Pensionär. Gorbatschow ist Vorsitzender des Internationalen Grünen Kreuzes.

Der Dr. Friedrich Joseph Haass-Preis

Dr. Friedrich Joseph Haass ist als Brückenbauer zwischen dem deutschen und russischen Volk, zwischen unterschiedlichen Gesellschaftsschichten und zwischen Religionen in die Geschichte eingegangen. In Erinnerung an diese außergewöhnliche humanitäre Leistung zeichnet das Deutsch-Russische Forum seit 1994 Personen aus, die sich mit ihrem bürgerlichen Engagement ebenfalls für den Brückenbau zwischen den Völkern einsetzen. Der mit 5.000 € dotierte Preis wurde bisher unter anderem an Thomas Roth, Leiter des ARD-Studios in Moskau, Dr. Sigmund Jähn, Berater der Luftfahrtbehörde ESA, S.E. Erzbischof Dr. Georg Kretschmar, geistlicher Leiter der evangelisch-lutherischen Kirche in Russland, und an Dr. Martin Friedrichs, Organisator zahlreicher medizinischer Projekte in Russland, verliehen.

Der Preis wurde in diesem Jahr mit Unterstützung der E.ON Ruhrgas AG verliehen. Die Preisverleihung fand im Berliner Hotel Adlon einen würdigen Rahmen.

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