Merkel brach ihr Schweigen

Merkel brach ihr Schweigen

Mit einer Rede am vergangenen Sonntag und einem Interview am Dienstag hat sich Bundeskanzlerin a.D. Angela Merkel nach längerem Schweigen dem Licht der Öffentlichkeit ausgesetzt. Die Palette der Themen war bunt, im Mittelpunkt stand natürlich Russland.

Zuletzt hatte sich die Ex-Bundeskanzlerin am 25. Februar gegenüber der dpa zu den Ereignissen rund um die Ukraine geäußert. Sie nannte das Vorgehen Moskaus einen Verstoß gegen das Völkerrecht und verurteilte es „aufs Schärfste“. „Dieser Angriffskrieg Russlands markiert eine tiefgreifende Zäsur in der europäischen Geschichte nach dem Kalten Krieg.“

Bei ihrer Laudatio am Sonntag bei der Abschiedsfeier für den Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes Reiner Hoffmann verurteilte Merkel vor mehr als 200 Gästen erneut das Vorgehen der russischen Armee.“ Sie betonte, sie unterstütze die Bemühungen der Bundesregierung, „diesen brutalen Krieg zu beenden“, werde aber keine Ratschläge erteilen oder Empfehlungen aussprechen.

Ähnliches sagte sie in ihrem Interview mit dem deutschen Journalisten und Schriftsteller Alexander Osang im Berliner Ensemble. Der Krieg sei „ein völkerrechtsverachtender Überfall“, für den es keine Entschuldigung gebe. „Meiner Meinung nach sollte ich nichts tun, worum mich die deutsche Regierung nicht bittet“, sagte Merkel, die sich nicht als Vermittlerin bei der Lösung des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine sieht. Sie habe keine Pläne mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin über den „großen Fehler“ Russlands zu verhandeln.

Nach ihrem Ausscheiden aus dem Amt wolle sie sich nicht mehr zu tagesaktuellen Themen äußern, sagte Merkel. Sie sei keine ganz normale Bürgerin: „Ich bin Bundeskanzlerin a. D.“ Als solche müsse sie noch vorsichtiger sein, zu aktuellen Dingen etwas zu sagen. Es sei nicht ihre Aufgabe, Ratschläge von der Seitenlinie zu geben. Merkel zeigte sich zufrieden mit ihrem neuen Lebensabschnitt. Persönlich gehe es ihr sehr gut, sagte die frühere Bundeskanzlerin. „Ich habe freiwillig aufgehört, das ist ein schönes Gefühl.“

Seit dem Beginn der Militäroperation in der Ukraine wurden Angela Merkel und mehrere deutsche Politiker öffentlich dafür kritisiert, dass sie russische Energieprojekte, insbesondere Nord Stream 2, unterstützen. Anfang April bezeichnete der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sein Engagement für die Zusammenarbeit mit Russland und den Versuch, Russland in die „gemeinsame Sicherheitsarchitektur“ einzubeziehen, als Fehler.

Merkel war von 2005 bis 2021 Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland. Sie war die erste Frau in die diesem Amt. Bei der Bundestagswahl 2021 kandidierte sie nicht erneut. Ihr Nachfolger ist Olaf Scholz. Sie empfahl den westlichen Staats- und Regierungschefs, den Dialog mit Wladimir Putin trotz der von der russischen Führung gewählten Außenpolitik fortzusetzen.

[hrsg/russland.NEWS]

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