Meinungsforscher: Ängste nehmen in Russland zu© russland.news

Meinungsforscher: Ängste nehmen in Russland zu

Die regierungsnahe Stiftung für Öffentliche Meinung (FOM) führt seit 1992 wöchentliche Meinungsumfragen durch. Die aktuelle Umfrage, die vom 18. bis 20. November durchgeführt wurde, zeigt erneut eine Zunahme der Angst und Unruhe unter den Russen – der Wert ist in nur einer Woche von 49 Prozent auf 56 Prozent gestiegen. Noch vor wenigen Wochen war diese Zahl rückläufig, was eindeutig mit dem Ende der Mobilmachung zusammenhing. Indirekt war dies ein Beweis dafür, wie die Mehrheit der Russen über diese Mobilmachung

Die Umfrageteilnehmer sollten die ihrer Meinung nach bei ihren Freunden, Verwandten, Kollegen und Bekannten vorherrschende Stimmung einschätzen. Mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent) gab an, in der Gesellschaft eine ängstliche Stimmung zu verspüren, während 37 Prozent sagten, sie seien entspannt. Die Umfrage wurde am 18. und 20. November in 104 Orten in 53 russischen Regionen unter 1.500 Befragten durchgeführt.

Viele Kommentatoren führen die derzeitige Zunahme der Unruhe auf Gerüchte über eine zweite Mobilisierungswelle zurück. Dieses Thema wird jedoch hauptsächlich bei Telegram und in sozialen Netzwerken diskutiert. Die einfachen Russen orientieren sich ja eher am Fernsehen, wo nichts über die Mobilmachung berichtet wurde.

Der Journalist und Blogger Pawel Prjannikow hat für die zunehmenden Ängste der Russen eine andere Erklärung: „Ich vermute, dass der Grund für die zunehmende Unruhe der Abwurf von Raketen auf polnisches Gebiet war. Das Thema wurde im Fernsehen aktiv diskutiert. Viele Russen hatten Angst, dass nun ein Krieg mit der Nato ausbrechen könnte, ein echter Krieg, nicht ein imaginärer, wie die Couch-Politagitatoren meinen. In der vorangegangenen Woche schien es keine weiteren beängstigenden Themen für die Öffentlichkeit zu geben. Die Gesellschaft hat sich bereits mit alten Ängsten versöhnt, etwa, dass es die militärische Sonderoperation für immer geben wird und kein Frieden zu erhoffen ist“.

Auch die Statistiken über den Verbrauch von Antidepressiva sprechen Bände über den seelischen Zustand der Russen. Allein in der ersten Jahreshälfte 2022 ist die Nachfrage nach Antidepressiva in Russland um 66 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen auf 6 Millionen Packungen. Experten zufolge haben die Russen dieses Jahr in nur 6 Monaten 87 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des letzten Jahres für Antidepressiva ausgegeben.

[hrsg/russland.NEWS]

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