Lewada: Russen vertrauen der Armee, nicht politischen Parteien

Lewada: Russen vertrauen der Armee, nicht politischen Parteien

Eine Umfrage des russischen Meinungsforschungsinstitutes Lewada-Zentrum ergab, dass die meisten Russen der Ansicht sind, dass die Armee das größte Vertrauen verdient und das geringste die politischen Parteien des Landes.

Der Studie zufolge glauben die meisten Befragten, dass Vertrauen wert ist:

Armee (63 Prozent),

Präsident (60 Prozent),

FSB und Sonderdienste (48 Prozent),

Kirchen (40 Prozent),

Wohltätigkeitsorganisationen (33 Prozent),

Polizei (32 Prozent) und

Staatsanwaltschaft (30 Prozent)

Das Vertrauen sowohl in die Armee als auch in den Präsidenten ist im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Im Vergleich zu November 2017 sanken auch die persönlichen Werte des russischen Außenministers Sergei Lawrow (von 19 auf 14 Prozent), des Verteidigungsministers Sergei Shoigu (statt 23 jetzt 13 Prozent) und des Premierministers Dmitri Medwedew (von 11 auf 9 Prozent gesunken).

Am wenigsten vertrauen die Befragten:

Politische Parteien (16 Prozent),

Große Unternehmen (16 Prozent),

Banken (22 Prozent),

Staatsduma (24 Prozent),

Föderationsrat (24 Prozent),

Kleine und mittlere Unternehmen (26 Prozent).

Wie aus einer der letzten Umfragen des Levada-Zentrums hervorgeht, vertrauen 24 Prozent der Russen keinem der Politiker, einschließlich des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Im November 2017 waren es 14 Prozent. 

Die Umfrage wurde zwischen dem 26. September und 2. Oktober 2019 auf Basis einer repräsentativen Stichprobe (1601 Teilnehmer) der städtischen und ländlichen Bevölkerung im Alter von 18 Jahren und älter in 137 Ortschaften in 50 russischen Regionen per Hausbesuch und persönlichem Interview durchgeführt.  

Das Meinungsforschungsinstitut „Lewada-Zentrum“ ist seit 2016 zwangsweise in das Register der gemeinnützigen Organisationen eingetragen, die die Funktionen eines „ausländischen Agenten“ ausüben. Eine Erklärung des Direktors des Lewada-Zentrums, der dieser Entscheidung nicht zustimmt, ist hier zu finden. Darin heißt es am Ende des Textes:

„Russland war Jahrzehnte von der Entwicklung der modernen Sozialwissenschaften abgeschnitten und war tiefe intellektuelle Provinz. Das Land blieb wissenschaftlich rückständig, degradierte sogar. Die jüngste Entwicklung droht das Land in diese Zeit zurückzuwerfen. Die Isolation führt nicht nur zu einem dauerhaften Verlust von Human- und Sozialkapital. Sie verwandelt Russland in ein Habitat einer verarmten und aggressiven Bevölkerung sowie einer korrumpierten und zügellosen Elite, die sich ganz und gar der Illusion einer nationalen Überlegenheit und Exklusivität hingeben. Ein Land, das nichts über sich wissen will, erwartet eine traurige Zukunft. Die Diskreditierung und Zerstörung der Zivilgesellschaft in Russland ist nicht nur eine Schande für das Land. Viel schlimmer ist, dass sie unausweichlich einen moralischen, intellektuellen und sozialen Niedergang zur Folge hat, einen Zerfall des Staates und der Gesellschaft.

Wir sind stolz auf die Möglichkeit, mit ausländischen Partnern zusammenarbeiten zu können. Das darf kein Anlass sein, uns als ausländische Agenten zu diskreditieren, sondern ist ein Beweis für die hohe Professionalität und Qualität unserer Forschungen, die Objektivität und Validität unserer Informationen und Analysen sowie für die gründliche Interpretation der empirischen Daten. Genau das unterscheidet die Arbeit des Lewada-Zentrums von der anderer Institute in Russland, die Umfragen zur öffentlichen Meinung durchführen.“

[hrsg/russland.NEWS]

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