Krim: Ukrainisches Militär läuft über, kapituliert oder verschanzt sich [mit Videos]

Während die westukrainische Regierung die Nato bittet, militärisch in ihrem Land einzugreifen und seine Streitkräfte mobilisiert, entwickelt sich auf der Krim selbst die Lage in galoppierender Richtung hin zu einer Zementierung der angestrebten Unabhängigkeit, die wohl wirklich nur mit Waffengewalt von Kiew wieder beseitigt werden könnte. Am russischen Engagement an sich gibt es vor Ort jedoch auch Kritik.

  • Hinweis: Dieser Artikel beruht ausschließlich auf Recherchen in zahlreichen Onlinezeitungen auf der Krim selbst, die dort bereits vor Beginn der aktuellen Ereignisse aktiv waren und nicht auf russischen Quellen, um möglichst kommentarfrei die dortige Stimmung der Bevölkerung wieder zu geben

So sprechen Onlinezeitungen auf der Krim, die sich in den letzten Tagen noch eher mit einer Bewertung der Lage zurück hielten, nun mehrheitlich von der Euromaidan-Regierung in Kiew nur noch als widerrechtliche Militante an der Macht. Ein Kommandant des ukranischen Grenzschutzes, der in Balaklawa Widerstand gegen die russischen Truppen leisten wollte, wurde nach einem Bericht der Sewastopoler Zeitung sevnews.info von der einheimischen Bevölkerung überzeugt, unter deren „Sewastol-Russland“-Rufen die Waffen zu strecken. Sie hielten bis dahin nach Angaben der Zeitung die russischen Truppen zurück einzugreifen, um Blutvergießen zu verhindern.

Nach offiziellen Angaben lokaler Behörden, die ebenfalls in örtlichen Online-News publiziert wurden, hat sich das ukrainische Militär, das auf der Krim stationiert war, weitgehend aufgelöst. Die Truppen seien laut sevnews.info entweder übergelaufen oder hätten die Waffen abgegeben. Dem widersprechend berichtet die Onlinezeitung „Nowosti Simferopol“ von einer ukrainischen Kaserne vor Ort dort, die noch verteidigungsbereit sei, auch wenn vor der Tür unbekannte Truppen stünden und die Soldaten in der Kaserne blieben. Auch aus Sewastopol gibt es ein Video aus einer ukrainischen Kaserne, in der ukrainische Soldaten verhindert hätten, dass die russische Armee ihre Waffen konfesziert. Bei den russischen Einheiten habe es sich um Speznas-Spezialtruppen gehandelt.

Die Hoheit auf dem Land scheint jedoch eindeutig auf die russischen Truppen übergegangen zu sein. So ein Bericht der Onlinezeitung Kerch.fm aus Kertsch im Osten der Krim, die auch ein Video von einem Gespräch mit russischen Soldaten online gestellt hat:

Auch weiteren blau-gelben Flaggensturm gab es heute auf der Krim

Den Krim-Tataren, die einer Unabhängigkeit der Halbinsel oder gar einem Anschluss an Russland sehr kritisch gegenüber stehen, habe man von Seiten der seperatistischen Krim-Regierung eine Beteiligung an der Macht angeboten. Bereits zuvor wurde berichtet, dass zu den Tataren auf der Krim Unterhändler aus der russischen Republik Tatarstan entsandt worden seien.

Das neue Engagements Russlands wird  jedoch nicht nur positiv gesehen. Manche Stimmen meinen, wie die Onlinezeitung 0652.ua aus Simferopol berichtet, das Eingreifen des russischen Militärs wäre nicht nötig gewesen. Die russischsprachigen Ukrainer hätten es auch selbst geschafft, die aktuellen Angelegenheiten in ihrem Sinne zu regeln. Auch über Kritik in Russland an dem Einmarsch wird auf der Krim berichtet.  So kann durchaus von einer freien Berichterstattung der örtlichen Medien trotz der russischen Präsenz ausgegangen werden. Die Onlinezeitung Region Nowosti 2 aus Simferopol führt aktuell  eine Umfrage auf Facebook durch, in der sich bisher 41 % der Abstimmenden eindeutig gegen das Eingreifen Russlands ausprechen und nur 24 % dafür.

Die ukrainische Minderheit auf der Krim hat sich nach der Zeitung „Simferopol Nowosti“ zu einer „Ukrainischen Rada auf der Krim“ zusammen gefunden, um die eigenen Interessen zu wahren. In der Hauptstadt der Krim seien der Zeitung zu Folge wieder pro-russische Demonstranten unterwegs.

 

 

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