Konkurrenz der Feste der Liebe: nicht alle Russen feiern den Valentinstag© russland.news

Konkurrenz der Feste der Liebe: nicht alle Russen feiern den Valentinstag

Feiern oder nicht feiern? Seine Liebste mit einem Strauß Blumen überraschen oder es sein lassen? Der Valentinstag ist zwar auch in Russland seit einigen Jahren angekommen, doch viele Russen haben eine ambivalente Einstellung zum Tag der Verliebten.

Laut einem Rating, das auf dem Internetportal kaluga-poisk.ru veröffentlicht wurde, gibt es sogar eine Liste von Städten, wo dieser Tag richtig verhasst ist. Die Bewertung wurde auf der Grundlage eines Vergleichs von Beiträgen und Kommentaren in sozialen Netzwerken zusammengestellt. Die größte Anzahl negativer Emotionen in Bezug auf den Valentinstag hegen die Einwohner von Tscheljabinsk, gefolgt von Einwohnern von Chita, Yoshkar-Ola und Tomsk. Zu den Top Ten gehörten auch Woronesch, Archangelsk, Sewastopol, Rostow am Don, Wladimir und Pensa. Viele verbinden dieses Fest mit negativem Einfluss des Westens auf die russische Kultur.

Doch ob Halloween oder Valentinstag, vor allem bei den jungen Russen kommen neue westliche Trends gut an. Deswegen hatte das russische Parlament 2008 die Idee, den „Tag der Familie, der Liebe und der Treue“ einzuführen und es sogar als ein offizielles Fest festzulegen. Und so ist der 8. Juli Tag der Hl. Pjort und Fewronia eine Art Alternative zum „westlichen Valentinstag“. Die Liebesgeschichte der beiden Heilligen liest sich wie ein spannender Liebesroman und übertrifft in ihrer Tragik Shakespeares „Romeo und Julia“.

Im 13. Jahrhundert lebte in der Stadt Murom ein Fürstensohn Pjotr. Er war an Lepra erkrankt und keiner konnte ihm helfen. Im Traum erblickte er eine Jungfrau, Tochter eines Imkers, die ihn von seinen Leiden befreien sollte. Das junge Mädchen hieß Fewronia. Und sie heilte ihn tatsächlich. Im Gegenzug versprach Pjotr, sie zu heiraten. Doch kaum genesen, wollte er von ihr nichts mehr wissen und erkrankte prompt wieder. Fewronia heilte ihn zum zweiten Mal, und er nahm sie zur Frau. Doch als er nach dem Tod seines Vaters den Thron von Murom besteigen sollte, forderten die Bojaren ihn auf, seine Frau zu verstoßen, denn sie war für sie nicht vornehm genug. Der junge Fürst verzichtet auf die Krone, bestieg mit seiner Frau ein Boot und fuhr den Fluss Oka entlang, um an einem anderen Ort ein einfaches Leben zu führen. In Murom jedoch begannen Unruhen und Aufstände, die Bojaren berieten sich und baten den Pjotr zurückzukehren. Fewronia gewann in Murom das große Vertrauen und die Liebe des Volkes. Im Alter beschloss das Paar, dem weltlichen Leben zu entsagen. Unter dem Namen David wurde Pjotr Mönch, seine Gattin ging als Jefrosinija ins Kloster. Zuvor hatten sie sich in einer Kirche eine gemeinsame Grabstätte bereiten lassen. Sie beteten zu Gott, um am gleichen Tag sterben zu dürfen Als Fürst Pjotr fühlte, sein Ende sei gekommen, ließ er der Fewronia ausrichten: „Schwester Jefrossinija, ich bin schon nahe daran, meinen Geist aufzugeben, aber ich harre deiner“. Sie ließ dem seligen Pjotr ausrichten, sie werde gemeinsam mit ihm sterben. So geschah es auch. Doch obwohl sie vermacht haben, in einem Sarg beerdig zu werden, hat man ihrem Wunsch nicht entsprochen und in verschiedenen Klöstern beerdigt, denn ein Mönch und eine Nonne durften nicht gemeinsam bestattet werden. Aber beide Male wurden ihre sterblichen Hüllen anderntags in der gemeinsamen Gruft in der Kathedrale aufgefunden. Und dort beließ man sie denn auch, da man nicht wider den Willen Gottes handeln wollte.

Doch obwohl die Heiligen inzwischen sogar ein Denkmal in Murom bekamen und „der Tag der Familie, der Liebe und der Treue“ kräftige Unterstützung von der Politik bekommt, zu einer richtigen Tradition ist er noch nicht geworden. Laut einer Umfrage des unabhängigen Meinungsforschungsinstituts Lewada-Zentrums aus dem Jahre 2015 sagten nur 17 Prozent der Russen aus, dass sie dieses Fest kennen und sogar feiern. 66 Prozent der Befragten haben noch nie darüber gehört. Hingegen kannten und feierten den Valentinstag 37 Prozent der Russen.

[Daria Boll-Palievskaya/russland.NEWS]

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