Kiew präsentiert Abschussliste von „Separatisten-Unterstützern“ [mit Video]

Während man bei den Schuldigen am Blutfreitag des 2. Mai in Odessa nicht so recht vorwärts kommt, präsentierte Andrej Pawlowski von Timoschenkos „Vaterlandspartei“, maßgeblich im Euromaidan, eine Liste der Leute, die als Unterstützer der Rebellen während deren Herrschaft in Slawjansk und Kramatorsk gelten.

Die Liste soll nun quasi als Verhaftungsgrundlage an den ukrainischen Inlandsgeheimdienst SBU weiter geleitet werden. Der Verkünder der Liste bemühte sich bei der Präsentation nicht gerade um die im Westen hoch geschätzte „political correctness“ gerade bei juristischen Angelegenheiten und meinte wörtlich „all diese pro-russischen Bastarde sollen bestraft werden“ – so dass uns die Bezeichnung einer „Abschussliste“ nicht als polemisch, sondern einfach als treffender erschien, als eine Liste von Verdächtigen. „Jeder Drecksack, der den Terroristen geholfen hat, muss seine gerechte Strafe bekommen“ so Pawlowski wörtlich weiter.

Medizinische Hilfe und Interview für russisches TV als Vergehen

Gemäß der Kiewer Onlinezeitung Politnavigator, die die Listenpräsentation gefilmt hat, befinden sich darauf auffallend viele Namen von Personen aus dem örtlichen Bildungsbereich, vor allem Lehrern aus beiden Städten. Die Liste sei von den Regierungstruppen vor Ort nach Befragung von Bewohnern zusammengestellt worden. Unter anderem sei laut der Zeitung auch eine Geschichtslehrerin darauf gelandet, die Separatisten medizinsche Hilfe geleistet habe und ihre Söhne an einem Checkpoint der Separatisten gearbeitet hätten.  Eine andere Frau habe sich zu schulden kommen lassen, dass sie dem russischen Fernsehen ein Interview gab, in dem sie das ukrainische Militär beschuldigte, ein Wohngebiet beschossen zu haben (für zweifelnde Euromaidan-Fans hier der Artikel im Original auch mit abfotografierten Auszügen der Liste).

Nach dieser Erfahrung bei zwei zurückeroberten Städten ist nach einem möglichen Sieg der Regierungstruppen auch in anderen Gegenden der aufständischen Ukraine mit ähnlichen Aktionen zu rechnen. Das wird auch den Widerstandswillen der Rebellen und Fluchtbewegungen ihrer Unterstützer im Unterlegensfall befördern, wobei es die Frage ist, ob letzteres nicht gewollt ist. Auch ist nicht mit einer wirklichen Befriedung der Ostukraine nach dem Ende der offenen Kriegshandlungen zu rechnen, da ähnliche „Abrechnungen“ nach Kriegen in anderen Fällen schon häufig zu langfristigen Guerilla-Auseinandersetzungen bis hin zu Terrorismus geführt haben – denn Hass produziert man am besten mit übertriebener Härte. Hier das Video zum „Event“:

Bald Berichte von ARD und ZDF?

Da die Veranstaltung in Räumlichkeiten des „Ukrainian Crisis Media Center“ stattfand, das ARD und ZDF intensiv für ihre Berichterstattung nutzen, kann nun abgewartet werden, ob diese Medien die Präsentation ebenfalls für eine kritische Analyse nutzen oder auch diese Nachricht wie alles, was den Euromaidan in einem schlechten Licht erscheinen lässt, bei den Mainstream-Medien nur die gewohnte Reaktion zeigt: Stille.

Roland Bathon, russland.RU, basierend auf dem Bericht der Kiewer Onlinezeitung Politnavigator

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