Keinen Bock auf Krisen-Fußball – der Ball läuft nicht rund im Donbass

Donezk – Eigentlich sollte am kommenden Freitag der Betrieb der ukrainischen Premier-Liga wieder Fahrt aufnehmen. Eigentlich – denn es sei dahingestellt, ob in der Ost-Ukraine gerade jemand am munteren Treiben um Tore und Punkte Interesse zeigt. Diverse Gebiete in der Region sind schwer umkämpft und nun melden auch noch Spieler betroffener Vereine ihre Bedenken an.

„Ein tödliches Risiko“ gingen die Profis ein, so der brasilianische Mittelfeldspieler Douglas Costa, derzeit bei Schachtjor Donezk in Lohn und Brot. Er möge ja den Verein, die Leute und die Stadt, aber er hätte Angst. Damit macht er sich quasi zum Wortführer der sechs südamerikanischen Fußball-Legionäre, die bei dem amtierenden ukrainischen Meister unter Vertrag sind. Nach einem Testspiel bei Olympique Lyon verweigerten neben Costa noch Alex Teixeira, Fred, Dentinho, Ismaily, sowie der Argentinier Facundo Ferreyra kurzerhand den Rückflug in ihre Wahlheimat.

Der Oligarch Rinat Achmetow freilich sieht das nicht so prickelnd. Schließlich ist er ja der Eigentümer des Vereins und spricht pro forma schon einmal für hohe Geldstrafen für seine abtrünnigen Profis aus, sollten sie nicht pünktlich wieder antanzen. „Falls sie nicht kommen, werden sie zuerst leiden“, so seine mehr als deutliche Ansage. Angst müssten sie allerdings keine haben, wurde den Profis versichert: „Wir werden kein Risiko eingehen und in keinem Fall Spieler an gefährliche Orte bringen“.

Der Spielbetrieb der Premier-Liga indes ist sowieso schon auf den Kopf gestellt. Schachtjor Donezk wird fürderhin seine Heimpartien im gut 1.000 Kilometer entfernten Lwiw im äußersten Westen des Landes austragen, die Zentrale des Vereins befindet sich neuerdings in der Hauptstadt Kiew. Und wir lassen jetzt einfach die altbekannte Weisheit, Politik und Sport hätten nichts miteinander zu tun, einmal unkommentiert so stehen. Auch im internationalen Fußballgeschäft zieht die Krise Kreise.

Der FC Kopenhagen äußerte seine Bedenken wegen der Champions-League Partie am 30. Juli gegen Dnipro Dnipropetrowsk und bat um eine Verlegung des Spiels. Das soll nun im Olympiastadion in Kiew angepfiffen werden. Metalist Charkow hingegen darf offenbar vorerst noch zu Hause spielen, auch wenn niemand eine Garantie geben mag. Aber auch bei Metalist scheint die Personaldichte zu bröseln. Deren vier Argentinier, Jose Sosa, Jonathan Cristaldo, Alejandro Gomez und Sebastian Blanco taten es den Brasilianern aus Donezk gleich und zogen es vor, lieber im vertrauten Buenos Aires zu verbleiben.

Dazu werden sich zudem die weiteren Donezker Klubs Metalurg und Olimpik, sowie Sorja Lugansk an neue Spielstätten gewöhnen müssen. Fürchterlich viele Zuschauer dürften in den Stadien angesichts der Ereignisse im Lande eh nicht zu erwarten sein. Die Liga ist ohnehin schon geschrumpft. Statt wie noch in der letzten Saison 16 Teams um Titel, Abstieg oder auch nur Ruhm und Ehre rangelten, sind es diesmal nur 14. Tawrija Simferopol – gut, sie wären so oder so abgestiegen – und der PFK Sewastopol haben sich aus gegebenem Anlass vom Feld gemacht und der Ukraine den Rücken gekehrt.

Nun warten wir gespannt auf den Liga-Auftakt von Metalurg Donezk gegen Dnipro Dnipropetrowsk und hoffen, dass Politik und Sport wirklich einmal getrennt voneinander zu betrachten sind. Wir werden zu berichten wissen.

[mb/russland.RU]

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