Jaroslawl feiert den „Tag des Bären“

Man hat ihn feierlich in den Winterschlaf begleitet – den Bären, das Wappentier von Jaroslawl. Am vergangenen Wochenende wurde zum ersten Mal ein zusätzlicher „Tag des Bären“ zum Jahresausklang gefeiert. Bisher wurde er in der Stadt am Goldenen Ring nur traditionell aus seinem Schlaf geweckt.

„Der ‚Tag des Bären‘ wird gefeiert, um das Ende des Sommers und den Anfang des Winters darzustellen“, sagt Julia Smuk, die Sprecherin des Tourismusverbandes Goldener Ring. Wie sie sagt, sei geplant diese Veranstaltung nun jährlich durchzuführen. Das Fest, veranstaltet von der Region Jaroslawl, lockte am vergangenen Wochenende scharenweise Besucher in die Stadt. Groß und Klein vergnügte sich rund um die Bronzestatue des Wappentiers im Stadtzentrum. Nicht zufällig waren viele Kinder als „Herbst“ kostümiert, um Mischka dem Bären in Pyjama, Schlafmütze und Decke gehüllt, ein Schlaflied zu singen.

Das Denkmal mit der Bezeichnung „Symbol Russlands – Die Legende von Jaroslawl“ geht auf das 11. Jahrhundert und seinen Stadtgründer zurück. Im Jahr 1010, so erzählen die Chroniken, legte an dieser Stelle der Kiewer Fürst Jaroslaw der Weise den Grundstein für eine Festung auf einer zuvor slawischen Siedlung. Ganz uneigennützig und in kluger Voraussicht nannte der Fürst das Bollwerk Jaroslawl. Die Lage des Ortes lag günstig an einem Zufluss der Wolga und war für den Handel auf dem Wasserweg geradezu prädestiniert.

Der Bär im Stadtwappen

Die Legende weiß darüber hinaus noch zu berichten, dass sich Fürst Jaroslaw für die dortigen Kaufleute einsetzte. Als diese wieder einmal von räuberischen Heiden überfallen wurden, platzte dem Fürst der Kragen und er besiegte die Strauchdiebe. Als die sich jedoch nicht gleich von ihm taufen lassen wollten, unternahm er in Begleitung von Missionaren einen weiteren Versuch im Dorf der Ungläubigen. Daraufhin hätten sie einen Bären auf ihn gehetzt, den er eigenhändig mit seiner Streitaxt zur Strecke brachte. Seitdem trage Jaroslawl einen Bären in Wappen, so heißt es.

Die wissenschaftliche Geschichtsschreibung gibt sich da weit weniger spektakulär. Der erste schriftliche Nachweis von Jaroslawl findet sich 1071 in der Nestorchronik und bis ins 12. Jahrhundert habe nur eine hölzerne Festung als Schutz gedient. Anfang des 13. Jahrhunderts hat sich die Ansiedlung schließlich ausgedehnt und hat sich zu einer Stadt entwickelt. Zu dieser Zeit gehörte Jaroslawl noch zum Fürstentum Wladimir-Susdal und diente dem dortigen Großfürsten Konstantin als eine seiner Residenzen. Das Umland wurde für die nächsten zweihundert Jahre zum Fürstentum Jaroslawl, welches regelmäßig von den Tataren der Goldenen Horde heimgesucht wurde.

Seit 1463 schließlich ist die Geschichte Jaroslawls nicht mehr von Moskau und später dem Russischen Reich zu trennen. Im 17. Jahrhundert war die, inzwischen aus Stein gebaute, Stadt die zweitgrößte in Russland hinter Moskau. Heute ist Jaroslawl eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten des Goldenen Rings und wird jährlich von gut 1,5 Millionen Touristen, davon über 200.000 aus dem Ausland, besucht. Einige davon werden im kommenden Jahr am letzten Samstag im März wieder an dem Bronze-Denkmal sein, wenn die Kinder aus Jaroslawl ein weiteres Mal den „Meister der russischen Wälder“ aus seinem Winterschlaf aufwecken.

[mb/russland.REISEN]

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