Impfen in der Oper: COVID-19 Maßnahmen in RusslandFoto @ Irina Shymchak

Impfen in der Oper: COVID-19 Maßnahmen in Russland

Seit Montag läuft in Russland die Massenimpfung. Die Russen haben es jedoch nicht eilig, sich impfen zu lassen. Nach verschiedenen soziologischen Umfragen sind lediglich zwischen 30 und 16 Prozent der Russen eindeutig für eine Impfung. Im internationalen Vergleich nimmt Russland nur den 13. Platz ein, was die Anzahl der geimpften Personen pro hunderttausend Menschen betrifft. So wurden zum Beispiel in Moskau, wo die Impfung seit dem 5. Dezember durchgeführt wird, bis jetzt nur etwa 200.000 Menschen geimpft.

Deshalb hat sich die russische Hauptstadt für einen ungewöhnlichen Weg entschieden. So bietet das bekannteste russische Einkaufszentrum GUM, das direkt auf dem Roten Platz steht, die Impfungen an. Jeder kann sich im Herzen der Hauptstadt impfen lassen. Dafür ist weder eine vorherige Terminabsprache noch eine Krankenversicherung erforderlich. Man muss nur seinen Ausweis bei sich haben. Am ersten Tag wurden 220 Menschen in GUM geimpft, am Dienstag gab es bereits eine stundenlange Warteschlange.

Nun, wenn Sie sich nicht direkt vor den Kreml Mauern impfen lassen wollen, sollten Sie diese Prozedur vielleicht mit einem Opernbesuch verbinden? So schlug der Intendant der Helikon-Oper Dmitry Bertman dem Moskauer Bürgermeister vor, die Impfung direkt im Theater zu organisieren. Das Experiment begann am Mittwoch. „Ich habe den Impfstoff selbst bekommen, danach meine Stellvertreter, einige unsere Künstler. Und alle haben eine große Anzahl von Antikörpern gebildet. Also schlug ich vor, dass unser Theater die Möglichkeit eröffnen sollte, jeden zu impfen, der geimpft werden möchte“, erklärt Bertman. „Schließlich wollen sich viele Menschen nicht in der Poliklinik impfen lassen, weil sie Angst vor Ansteckungen haben. Wir bieten allen Moskauern Impfungen den ganzen Tag über ab 11 Uhr in einem speziellen Raum an. Nun, sogar am Abend, direkt vor der Vorstellung, kann ein solcher Service von den Zuschauern in Anspruch genommen werden. Es ist sogar möglich, sich während der Pause impfen zu lassen“. Schon am ersten Tag kamen hunderte Moskauer in die Oper zum Impfen. „In Großbritannien wird man an Tankstellen geimpft. Und bei uns in einem Theater. Wir sind sehr stolz darauf, ein Pilotprojekt zu sein“, ergänzt Dmitry Bertman.

In der russischen Hauptstadt gibt es über 100 stationäre und 20 mobile Impfstationen. Mobile Impfstationen werden jetzt im ganzen Land an beliebten öffentlichen Plätzen eingeführt. Zum Beispiel, in St. Petersburg kann man den Impfstoff direkt in den Betrieben oder in Einkaufszentren erhalten.

Vor allem Rentner will man zum Impfen bewegen. „Ich habe an Computerkursen teilgenommen, die von der Stadt im Rahmen eines Senioren-Programms angeboten wurden. Und dann ruft mich eines Tages ein junger Mann aus diesem Programm an und bietet mir an, mich beim Impfen zu begleiten und für mich einen Termin in einer Poliklinik zu vereinbaren.“, erzählt mir Olga, eine 65-jährige Moskauerin. „Ich sagte ihm, dass er mich unter Druck setzt und beendete das Gespräch.“ Alle ihre gleichaltrigen Freundinnen seien immer noch skeptisch, sich impfen zu lassen. „Wir haben beschlossen, erst einmal abzuwarten.“

[Daria Boll-Palievskaya/russland.NEWS]

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