Der Gouverneur der nord-östlich von Moskau gelegenen Region Wologda, Georgi Filimonow, äußerte sich in einem Interview mit der Zeitung Kommersant zu den Erwartungen an die Anti-Alkohol-Kampagne in der Region. Seinen Worten zufolge sterben in der Region mit etwa 1,2 Millionen Einwohnern jährlich 7.500 Menschen an den Folgen des Alkoholkonsums: Leberzirrhose, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Herzmuskelerkrankungen, Messerstechereien, Schießereien und Trunkenheit am Steuer. Er geht davon aus, dass auch die Geburtenrate in der Region aufgrund der Restriktionen steigen wird, und zwar um eineinhalb bis zwei Kinder in fünf Jahren.
Filimonow sagte, dass die von den regionalen Behörden vorgeschlagenen Maßnahmen (der Verkauf von Alkohol wird nur zwischen 12.00 und 14.00 Uhr an Wochentagen erlaubt sein) „weich und sanft“ seien. Auf die Frage, warum diese Zeit gewählt wurde, antwortete er: „Um zu verhindern, dass die Leute betrunken werden. Das sind die ungünstigsten Zeiten – die Mittagszeit, wenn man in der Schule, in der Ausbildung oder bei der Arbeit sein sollte. Das Wichtigste ist, dass man weder morgens noch abends nach der Arbeit Alkohol kaufen kann. Auch Geschäfte, die sich in Kellergeschossen befinden und über einen Eingang für Besucher und zum Entladen verfügen, sowie Geschäfte, die von Wohn- in Nichtwohngebäude umgewandelt wurden, dürfen keinen Alkohol verkaufen“.
In Bezug auf die demografische Situation nannte der Gouverneur das Beispiel Tschetscheniens, wo der Verkauf von Alkohol von 8 bis 22 Uhr erlaubt ist, der Pro-Kopf-Verbrauch an reinem Alkohol bei 0,1 Liter pro Jahr liegt und die Geburtenrate hoch ist. „Und wir prognostizieren einen Anstieg des Geburtenindexes und der Bevölkerungsreproduktion in der Region Wologda. Wir haben die volle Unterstützung des Gesundheitsministers Michail Muraschko, und ich habe keinen einzigen kritischen Kommentar oder eine Verurteilung von der Spitze der Präsidialverwaltung gehört. Das ist wichtig“, so Filimonow.
Der russisch-orthodoxe Erzpriester Maxim Minjailo glaubt, dass der Bau von Kirchen in Wohngebieten dazu beitragen wird, die Geburtenrate zu erhöhen. Gouverneure sollten nicht nach an den Erfolgen ihrer Wirtschaftspolitik, sondern nach der Zahl der geborenen Kinder beurteilt werden.
„Wir müssen darüber nachdenken, was wir für die Geburtenrate tun können. Im Jahr 2023 wurde eine Rekordzahl von Quadratmetern Wohnraum gebaut, die Verdichtung ist im Gange, aber die Diözese hat kein einziges Grundstück für Kirchen erhalten“, beklagte er.
Die Duma-Abgeordnete Irina Filatowa ist der Ansicht, russische Frauen bekommen keine Kinder mehr, weil sie „fettleibig“ sind. Unter Berufung auf Daten des Gesundheitsministeriums sagte sie, Übergewicht sei eine der Hauptursachen für Fortpflanzungsstörungen bei Frauen.
„Das Problem ist katastrophal… 30 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter sind fettleibig, und weitere 25 Prozent befinden sich in der Vorfettphase. Es ist unmöglich, die demografischen Probleme zu lösen, ohne diese Frauen genau zu beobachten, denn sie hängen direkt miteinander zusammen“, sagte sie.
COMMENTS