Gorbatschow warnt vor Stalin-Nostalgie in Russland

In den Streit um die Bewertung der Rolle Russlands nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich jetzt auch Ex-Präsident Michail Gorbatschow eingeschaltet und vor einer neuen Heldenverehrung Stalins gewarnt.

Die Feiern zum 60. Jahrestag des Kriegsendes dürften nicht zur Rehabilitierung des ehemaligen Diktators missbraucht werden, sagte der letzte sowjetische Staatschef am Sonntag laut der Nachrichtenagentur Interfax. Ausdrücklich warnte Gorbatschow vor Versuchen, Stalin den Sieg über Nazi-Deutschland zuzuschreiben. Es dürfe nicht vergessen werden, dass der Diktator persönlich „für Massenrepressalien verantwortlich war“.

Stalin habe vor nichts zurückgeschreckt, um seine Ziele zu erreichen, sagte Gorbatschow weiter. „Ich habe in den Archiven nachgelesen. Er unterschrieb massenweise Todesurteile, schickte große Persönlichkeiten ebenso in den Tod wie einfache Bürger“. Dafür gebe es keine Entschuldigung.

Im Zuge der Gedenkfeiern zum Kriegsende vor 60 Jahren gibt es in Russland Versuche vor allem von Kommunisten und einigen Kriegsveteranen, den ehemaligen Diktator zu rehabilitieren. Mehrere Versuche, Stalin-Statuen aufzustellen, scheiterten. Einzig in Mirny, einer kleinen Ortschaft der ostsibirischen Republik Jakutien, wurde am Sonntag eine Statue des früheren Diktators feierlich eingeweiht. Nach Angaben der Nachrichtenagentur RIA-Nowosti standen die Menschen Schlange, um an der Statue Blumen niederzulegen.

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