Gorbatschow: Keine Geldforderung für litauische Unabhängigkeit

Der letzte sowjetische Präsident Michail Gorbatschow hat Vorwürfe zurückgewiesen, er habe eine enorme Summe für die Unabhängigkeit Litauens gefordert. Zwar habe er versucht, das Land davon zu überzeugen, Teil der Sowjetunion zu bleiben, es habe jedoch kein „Feilschen“ gegeben, sagte Gorbatschow der russischen Nachrichtenagentur Interfax.

Einer freigegebenen schwedischen Diplomatendepesche von März 1990 zufolge, aus der die baltische Nachrichtenagentur Baltic News Service zitierte, soll Gorbatschow 21 Milliarden Rubel (damals etwa 26 Milliarden Euro) für die Unabhängigkeit des Landes gefordert haben.

„Das ist schlichtweg Spekulation und eine überaus freie Interpretation der Ereignisse, die stattfanden, als Litauen die UdSSR verlassen wollte“, sagte Gorbatschow. Er habe sich mit dem damaligen Chef der Kommunistischen Partei in Litauen, Algirdas Brazauskas, getroffen und ihn vor den Gefahren eines Bruchs mit Moskau gewarnt, sagte Gorbatschow und deutete an, ähnliche Gespräche mit führenden Politikern in Lettland und Estland geführt zu haben, die sich ebenfalls abspalten wollten. Die Umsiedlung von Menschen sowie territoriale Fragen hätten unweigerlich viel Geld gekostet.

Der Diplomatendepesche zufolge forderte Gorbatschow für den Aufkauf von Unternehmen und Industrieanlagen 21 Milliarden Rubel und bestand zudem darauf, dass die litauische Stadt Klaipeda Teil des russischen Kaliningrads (Königsberg) werden solle, da dort viele Russen lebten.

Litauen hat als erste Sowjetrepublik von Moskau losgesagt und damit den Zerfall der Sowjetunion eingeläutet. Diese versuchte zunächst, Litauen mit einer Wirtschaftsblockade wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. Als dies fehlschlug, schickte Moskau Panzer nach Vilnius. Am 13. Januar 1991 töteten die Truppen am Fernsehturm der Stadt 14 Zivilisten, 700 Menschen wurden verletzt. Gorbatschow wird seither in Litauen äußerst kritisch gesehen.

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