Gerüchte über Putins angeblichen Tod: Gefahr für das politische System Russlands©russland.news

Gerüchte über Putins angeblichen Tod: Gefahr für das politische System Russlands

Seit Ende Oktober kursieren in den russischen sozialen Medien Gerüchte über den Tod des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Der erste, der über Putins möglichen Herzinfarkt berichtete, war der Verschwörungstelegrammkanal General SVR. Wer hinter dem umstrittenen Kanal steckt, ist unklar. Angeblich soll er mit dem Historiker und Politologen, Professor Walery Solowej verbunden sein. Solowej ist bekannt für seine Vorhersagen über die Zukunft Russlands, die er auf der Grundlage angeblicher Insiderinformationen aus Kreisen, die dem russischen Präsidenten nahestehen, trifft. Darüber hinaus behauptet Solowej allen Ernstes seit längerem, dass Putin mehrere Doppelgänger hat.

 „Um 20.42 Uhr Moskauer Zeit, stoppten die Ärzte Wiederbelebungsmaßnamen und erklärten den Tod des Präsidenten,“ so die Meldung auf dem Telegram-Kanal am 26. Oktober. Solowejs Meldung wurde von der britischen Boulevardzeitung Daily Mirror und der Website von Sky News Australia nachgedruckt. Präsidentensprecher Dmitri Peskow musste sich zu diesen Publikationen äußern. Wladimir Putins Gesundheit sei „in Ordnung“ und er benutze keine Doppelgänger, so sein Kommentar. Er nannte diese Berichte eine „Ente“: „Es geht ihm gut. Das ist eine offensichtliche Ente“, sagte Peskow.

Der unabhängigen Exil-Onlinezeitung Agentswo, die von dem Journalisten Roman Badanin gegründet wurde, sagte Solowejy, dass die Informationen über Putins Tod „keine Meinung, sondern eine medizinische Tatsache“ seien. Ihm zufolge wurde sie von „Quellen aus dem engsten Umfeld des Präsidenten“ bekannt.

Dies ist nicht das erste Mal, dass Gerüchte über den Tod Putins aufkommen. Eine ähnliche Situation ergab sich zum Beispiel 2015, als der Präsident elf Tage lang aus der Öffentlichkeit verschwand. Alexandra Archipowa, Sozialanthropologin und Autorin des Telegram-Kanals (Un)unterhaltsame Anthropologie, ist der Meinung, dass Gerüchte über die Krankheit oder den Tod von Wladimir Putin eine ernsthafte Gefahr für das russische politische System darstellen. Tatsache ist, dass die neue Welle von Gerüchten über den Tod des Präsidenten auch durch den Krieg in der Ukraine begünstigt wurde. Loyalisten, die die Gründe für den Einmarsch in die Ukraine nicht verstehen, versuchen, ihre kognitive Dissonanz auf diese Weise zu lösen: Der hypothetische Tod Putins und die Anwesenheit eines Doppelgängers können die unlogischen Handlungen der Regierung erklären.

„Diese Gerüchte werden weiterhin auftauchen. In der Regel verstärken sich Gerüchte in autoritären Regimen, wenn die Kluft zwischen dem Herrscher und dem Volk sehr groß ist. Wenn es keine Rotation gibt, wenn der Herrscher alt wird und nicht klar ist, was mit ihm geschieht, wenn es keine Wahlen und keine Interaktion mit dem Volk gibt. Dieser fehlende Kontakt führt zu dem Gefühl, dass alles nicht so sauber ist“, sagte sie im Gespräch mit Agentswo. Die Präsidialverwaltung, so Archipowa, sei sich darüber im Klaren, dass die zunehmenden Gerüchte über Putins Tod oder Krankheit der Stabilität des russischen politischen Systems abträglich sei, und dies beunruhigt sie.

Im April veröffentlichte die investigative Website Project einen umfangreichen Artikel über Putins Gesundheit. Darin wurde berichtet, dass er die Dienste von mindestens sechzig Ärzten in Anspruch nimmt. „Der alternde Putin wird inzwischen von einem riesigen Ärzteteam begleitet, darunter ein auf Schilddrüsenkrebs spezialisierter Chirurg“, schrieben die Journalisten. Laut der Website würden Putin durchschnittlich neun Ärzte auf jeder Reise begleiten.

[hrsg/russland.news]

COMMENTS