Fußball-WM: Die Sbornaja auf dem Weg nach Brasilien

Moskau. In zwei Tagen am Mittwoch beginnt die heiße und intensive Vorbereitungsphase der Fußballnationalmannschaft Russlands auf die Fußball-Weltmeisterschaftsendrunde in Brasilien. Als ersten Testgegner erwartet die Sbornaja am Mittwoch um 15:00 (MEZ) in Krasnodar das Nationalteam aus Armenien. Warum gerade Armenien und wie sieht Chefcoach Fabio Capello die Zukunft seiner Arbeit in Russland?

Armenien – was soll denn gegen Armenien getestet werden, denken jetzt bestimmt viele Leser. Armenien ist ganz bestimmt der richtige Testpartner, um die russische Mannschaft nach einer langen Winterpause (seit dem 07. Dezember) einer ersten ernsthaften Standortbestimmung zu unterziehen. Vorsicht vor Armenien – ein Team mit viel Potenzial und einer Zukunft!

Armeniens Fußball hat in den letzten Jahren erstaunliche gute Fortschritte gemacht. Dieses bestätigen auch die letzten Ergebnisse der Armenier in der WM-Qualifikation für Brasilien: Am 15. Oktober 2013 ein 2:2-Unentschieden in Italien, vier Tage zuvor ein 2:1-Sieg über Bulgarien in heimischer Umgebung, am 10. September 2013 eine knappe und unglückliche 0:1-Heimniederlage gegen Dänemark nachdem vier Tage zuvor in Tschechien ein 2:1-Sieg den Armeniern gelang. Den Coup in der WM-Qualifikation lieferte Armenien aber am 11. Juni mit einem 4:0-Sieg in Dänemark ab. Am Ende fehlten Armenien nur drei winzige Pünktchen um in der WM-Qualifikationsgruppe B den zweiten Platz zu belegen und diese dürfte Armenien bei der 0:1-Heimniederlage gegen Malta liegengelassen haben.

Weiterhin sollte auch an Borussia Dortmunds Mittelfeldspieler Henrich Mchitarjan erinnert sein, der jetzt einen neuen Fußball-Nationaltrainer hat: Der Schweizer Bernard Challandes hat die Auswahl Armeniens übernommen und soll das Team zur Europameisterschaft 2016 in Frankreich führen. Zuvor war der 62-Jährige bereits beim FC Zürich, mit dem er 2009 Schweizer Meister wurde, Xamax Neuchatel und zuletzt den Young Boys Bern tätig. Also – Vorsicht vor Armenien! Ein echt guter Prüfstein!

Capello und die Zukunft des russischen Fußballs

Der Chefcoach der Sbornaja, Fabio Capello, hatte erst am 24. Januar dieses Jahres seinen Vertrag mit dem Russischen Fußballverband bis 2018 verlängert, mit dem Ziel, bis zur Fußball-WM-Endrunde 2018 in Russland eine schlagkräftige Truppe zu formen.

Auch wenn die Teilnahme an der WM-Endrunde 2014 in Brasilien ein wichtiger Schritt auf diesem Weg ist, möchte der italienische Trainer vermeiden, dass die Reise nach Südamerika für seine Schützlinge genauso enttäuschend verläuft, wie seine WM-Premiere mit England 2010 in Südafrika, wo die Three Lions nach einer umkämpften Gruppenphase im Achtelfinale gegen Deutschland mit 1:4 das Nachsehen hatten.

Gegenüber FIFA.com sprach Capello über die russischen WM-Ambitionen und die taktische Marschroute seines Teams. In diesem Interview sagte Capello zu den Erwartungen an die WM-Endrunde: „Wir haben uns zum ersten Mal seit zwölf Jahren wieder für eine WM-Endrunde qualifizieren können. Bei der WM 2014 in Brasilien können wir wertvolle Erfahrungen für die darauf folgende WM-Endrunde in Russland sammeln. Wir werden also mit großem Interesse nach Brasilien reisen sowie mit dem festen Entschluss, ein gutes Turnier zu spielen. Auch wenn es unser vorrangiges Ziel ist, Erfahrungen zu sammeln, heißt das nicht, dass wir den nötigen Ehrgeiz vermissen lassen werden.“

Zu den Zielen der Sbornaja und den größten Hürden auf dem Weg dahin sagte der Chefcoach gegenüber FIFA.com: „Zunächst einmal wollen wir die Gruppenphase überstehen, um dann in Ruhe in die K.o.-Runde gehen zu können. Natürlich wollen wir so weit wie möglich kommen. Wir wissen aber auch um die Schwierigkeiten, die uns in der ersten Runde erwarten und auch die Spieler sind sich dieser durchaus bewusst. Alle stehen mehr oder weniger vor den gleichen Problemen, wie das Klima oder die Entfernungen. Das alles darf aber keine Ausrede sein. Im Prinzip kommt es vor allem darauf an, dass man eine gewisse Siegermentalität an den Tag legt und bestrebt ist, neue Erfahrungen zu sammeln.“

Capello hat auch intensiv an der Taktik und Spielphilosophie seines Teams gearbeitet: „Wir haben versucht, unsere Mentalität an den modernen Fußball anzupassen. Heutzutage muss man kompakt stehen und kurze Pässe spielen. Wir haben uns qualifiziert, da wir trotz aller Offensivbemühungen die Defensive nicht aus den Augen verloren haben“, führte der Cheftrainer weiter aus.

„Meine Spielphilosophie ist die einer perfekt organisierten Mannschaft. Diese Organisation muss den talentierten Spielern aber auch die Möglichkeit bieten, sich frei zu entfalten. Das System wird in Abhängigkeit von den zur Verfügung stehenden Spielern festgelegt. Mit technisch versierten, aber physisch schwachen Spielern, wie sie Spanien hat, kann man auf Ballbesitz und das Spiel im Dreieck setzen. In einem Land wie Belgien, dessen Spieler alle über 1,86 Meter groß sind, kann man indes eher auf die Physis setzen. Es liegt an dem Trainer, diese Bedingungen zu erkennen und das Spiel entsprechend danach auszurichten“, beschrieb der Trainer seine Philosophie.

Im Endeffekt befindet sich der Fußball in Russland und speziell der der Sbornaja nach einer längeren „Durststrecke“ wieder auf dem Vormarsch, die Weichen sind in Richtung internationale Spitze gestellt. Bleibt nur der Wunsch, aller Fußball-Fans der russischen Fußballnationalmannschaft, dass Fabio Capello seine ambitionierten Pläne mit einer Mannschaft, die bisher stark von Individualisten geprägt war, auch umsetzen kann und wird.

 

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