Fußball: Moskauer Superderby wird seinem Namen voll gerecht

Die Begegnung zwischen Spartak und ZSKA am 5. Spieltag der russischen Fußball-Premierliga wurde von der Sportpresse im Vorfeld zum „Ereignis des Jahres“ hochgepuscht und zum „wichtigsten Hoffnungsträger des russischen Fußballs“ deklariert. Wie sich Freitagabend herausstellte, waren die hehren Worte keine heiße Luft – die beiden Moskauer Spitzenclubs legten ein denkwürdiges Match auf den Rasen, das sogar Assoziationen mit dem UEFA-Supercup zwischen Barcelona und Sevilla von vor ein paar Tagen aufkommen ließ.

Spartak und ZSKA zeigten offensiven, spielfreudigen Fußball, dem zuzuschauen eine wahre Freude war. Schon nach 35 Minuten lagen die Rotweißen 0:2 hinten, aber sie gaben nicht auf, sondern legten eine gehörige Schippe drauf und erzielten noch vor der Pause durch Elfmeter das Anschlusstor.

Ein Wettkampf der Superlative – auf dem Feld und daneben

Auch in Durchgang zwei ging der offene Schlagabtausch weiter. Vor allem ZSKA-Keeper Igor Akinfejew vollbrachte wahre Heldentaten und trug entscheidend dazu bei, dass die Armeekicker das 2:1 halten konnten. ZSKA erwies sich als der Erfahrenere, „Weisere“ der beiden Klubs, aber Spartak zeigte deutlich, dass es mit dem neuen Trainer Dmitri Alenitschew auf dem besten Weg ist, das jahrelange Tief endlich zu überwinden und wieder ganz oben mitzuspielen im Kampf um die Meisterschaft.

Das mit knapp 42.000 Besuchern vollbesetzte neue Spartak-Stadion bebte vor Begeisterung; die Fernsehkommentatoren wetteiferten im Verfassen immer neuer Superlative. Und tatsächlich hatte das Derby am späten Freitagabend (Anpfiff war erst um 21.30 Uhr) etwas von einem erstklassigen Champions League-Spiel.

80.000 Fans im Stadion – nur ein schöner Traum?

Bei den Fans kamen so manche Erinnerungen an Zeiten hoch, wo der russische Fußball Zehntausende in die Stadien zog und seinem Namen „Sport Nr. 1“ gerecht wurde. Hätte die Otkrytie-Arena (so heißt Spartaks Stadion) doppelt so viele Plätze, wären die auch ausverkauft gewesen – wie zu den „guten alten Zeiten“, als im Luschniki-Olympiastadion 80.000 Zuschauer den prinzipiellen Begegnungen der beiden Hauptstadt-Größen verfolgten.

Vielleicht kommen diese Zeiten bald wieder? Die russischen Vereine nehmen Kurs auf inländische Spieler (wegen der Wirtschaftslage, dem verschärften Limit und den Fairplay-Vorgaben der UEFA), in drei Jahren findet im eigenen Land die Weltmeisterschaft statt. Dafür werden moderne große Arenen gebaut, die den Besuchern alles bieten, was man braucht für den perfekten Fußballgenuss. Eine Chance? Zweifellos. Solche Spiele wie das gestrige geben Anlass zu Hoffnung.

[sb/russland.RU]

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