Fußball-EM: Tschechien schiebt Russland Favoritenrolle zu

Moskau. Das ist nichts Neues – gerne wird die Favoritenrolle dem Gegner zugeschoben um einen eigenen Erwartungsdruck zu mildern. Die Sbornaja gilt unter vielen Fachleuten als Geheimtipp, aber Vorsicht – wir halten es mit Chefcoach Dick Advocaat und warnen vor überzogenen Erwartungen.

„Wenn man einen Gruppenfavoriten sucht, ist das sicher Russland“, sagte Tomas Rosicky von Gruppengegner Tschechien. „Sie haben eine sehr erfahrene Mannschaft und spielen sehr guten Fußball. Deshalb haben wir wohl unser schwerstes Spiel direkt im ersten Spiel vor uns. Auch wenn die Gruppe sehr ausgeglichen aussieht, wird Russland dank seiner Erfahrung ein sehr schwerer Gegner für uns“, ergänzt der Routinier des FC Arsenal.

 

Die russische Nationalmannschaft ist zwar seit dem 09. Februar 2011 in 14 Spielen ungeschlagen. Dieses macht das Team von Dick Advocaat aber noch lange nicht zum Favoriten, denn die Gegner waren nicht von hohem Niveau und teilweise handelte es sich „nur“ um Testspiele.

 

Auch Tschechiens Trainer Michal Bilek bläst in das gleiche Rohr wie Tomas Rosicky: „Vielleicht haben wir unseren härtesten Gegner im ersten Spiel. Der Favorit in unserer Gruppe ist Russland“, erklärt er. Und fügt mit Blick auf den 3:0-Sieg Russlands im EM-Testspiel gegen Italien an: „Das verschafft ihnen großen Respekt.“

 

Doch Russlands Coach warnt vor überzogenen Erwartungen. „Wir sollten realistisch bleiben, es war nur ein Testspiel“, sagt Advocaat vor dem EM-Auftakt der russischen Nationalmannschaft am Freitag um 20.45 Uhr in Breslau gegen Tschechien.

 

Die Titel-Favoriten sind für Advocaat Welt- und Europameister Spanien, sein Heimatland Niederlande und Deutschland. „Auch wenn es eine Tracht Prügel für Italien war, macht uns das nicht zum EM-Favoriten“, fügt der 64-Jährige hinzu.

 

Die drei Tore gegen Italien seien gut gewesen. Doch man müsse die Verteidigung verbessern, um ernsthafte Probleme in den Gruppenspielen gegen Tschechien, Polen und Griechenland zu vermeiden. „Wir haben gegen Italien zu viele Chancen zugelassen“, betont Advocaat.

 

Dennoch blickt der Chef-Trainer dem Turnier optimistisch entgegen: „Die Spieler, die vor vier Jahren das Halbfinale erreicht haben, bilden auch noch heute das Rückgrat unseres Teams.“

Immerhin ist Topstar Andrej Arschawin dabei, der die tschechische Abwehr vor große Probleme stellen sollte.

 

„Wenn man die Spiele der russischen Mannschaft sieht, gibt es keinen Zweifel, dass Andrej immer noch der wichtigste Akteur ist. Er ist immer noch ein großartiger Spieler und wird eine große Gefahr für uns darstellen“, sagt Rosicky, der mit Arschawin vor dessen Wechsel zu Zenit St. Petersburg beim FC Arsenal spielte.

 

Der Ex-Dortmunder Rosicky plagte sich zuletzt mit Wadenproblemen herum, trainiert seit Montag aber wieder mit der Mannschaft. „Tomas gehört zu unseren wichtigsten Spielern, wann immer wir ihn in unserer Mannschaft haben, sind wir deutlich stärker“, sagte Bilek, der aber um den Einsatz von Stürmer Milan Baros bangt. Der 30-jährige Angreifer von Galatasaray Istanbul zog sich eine Oberschenkelverletzung zu und musste das Training vorzeitig abbrechen.

 

„Milan fühlt sich viel besser, weil er keine Schmerzen mehr hat. Er will am Donnerstag wieder trainieren“, erklärt der tschechische Mannschaftsarzt Petr Novak. Baros erzielte in 89 Länderspielen für sein Heimatland bislang 40 Tore – sein Ausfall würde zum Auftakt gegen Russland schwer wiegen.

 

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