Für Nawalny oder gegen Korruption?

[Komentar von Eugen von Arb] Die Uneinigkeit in der russischen Opposition ist ein altes und leidiges Thema. Dass dieses Problem auch weiterhin aktuell ist, zeigte sich am 7. Oktober auf dem Petersburger Marsfeld, wo sich etwas mehr als tausend Anhänger des Oppositionellen Alexei Nawalny sowie andere kremlkritische Gruppierungen versammelten und sich anschliessend in alle Windrichtungen zerstreuten, statt geschlossen aufzutreten.

Diese Protestmasse, die im März und Juni an zwei grossen Protestaktionen mit zehntausenden Teilnehmern dem Kreml offen die Zähne gezeigt hatte, war zum ersten Mal von Müdigkeit und Unentschlossenheit gezeichnet, so dass die Polizei ein leichtes Spiel hatte. In anderen russischen Städten trat die Opposition selbstsicherer auf, aber insgesamt gingen weit weniger Menschen auf die Strasse.

Das ist sicher in erster Linie die Folge der massiven Schläge, die Nawalny und seine Bewegung in den vergangenen Monaten von Seiten des Kremls einstecken musste. Putin hat den Fehdehandschuh aufgenommen, den ihm Nawalny mit seinem Entscheid, an den Präsidentschaftswahlen 2018 teilzunehmen, hingeworfen hat. Sein Polizei- und Justizapparat überzogen Nawalnys „Fonds gegen Korruption“ mit einer Welle willkürlicher Verhaftungen, Hausdurchsuchungen und Gerichtsurteilen, die Teile von Nawalnys Wahlstabs zeitweise lähmte und viele seiner Anhänger einschüchterte.

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