Früherer US-Botschafter in Moskau packt aus: Obama wollte Putin austricksen

Früherer US-Botschafter in Moskau packt aus: Obama wollte Putin austricksen

„Michael McFaul war führender Russlandberater von US-Präsident Barack Obama. In seinen Erinnerungen räumt er ein: Die Amerikaner wollten einen Machtwechsel in Moskau“, steht im Spiegel geschrieben. Zwar nur Exklusiv für Abonnenten von Spiegel-plus, aber der Text erregte die Aufmerksamkeit russischer Journalisten, die Teile des Artikels veröffentlichten

In seinem Buch „Vom Kalten Krieg zum Heißen Frieden“ macht Michael McFaul „deutlich, wie groß der Anteil der USA an der Eskalation zwischen den Supermächten ist“, so der deutsche Historiker und Journalist Klaus Wiegrefe, Autor des Artikels. „Ob beim Angriff der Nato auf Jugoslawien 1999, der Nato-Osterweiterung 1997 bis 2004, der Kündigung des ABM-Vertrags über Raketenabwehrsysteme durch die USA 2002 – laut McFaul habe Russland stets „als schwach und unwichtig“ gegolten.

McFaul schreibt: Der Jurist Obama verstand wenig von Russland, laut McFaul verlief das erste Gespräch „eher wie ein Stanford-Seminar“. Er diskutierte mit dem zukünftigen Staatschef über sowjetische Geschichte und Theorien der internationalen Beziehungen und warb für einen Neustart („reset“) im Verhältnis zu Moskau. Obama sollte es besser machen als sein Vorgänger, und McFaul wurde zum Chefstrategen der Reset-Politik.“

„Zunächst“, erzählt der Autor, „ging es gut. Kurz bevor Obama 2009 ins Weiße Haus einzog, endete Putins zweite Amtszeit, und Nachfolger Dmitrij Medwedew präsentierte sich gemeinsam mit Obama als Vertreter einer neuen Generation. […] Sie einigten sich auf das Abrüstungsabkommen New Start, kooperierten gegen Nordkorea oder in Afghanistan.

„Wie McFaul berichtet, ging es Obama allerdings nicht nur um die Lösung außenpolitischer Probleme wie die Atomrüstung Nordkoreas oder Abrüstungsfragen. Washington zielte auf eine grundlegende demokratische Reform Russlands; dahinter stand die Überzeugung, dass Demokratien die USA nicht bedrohen.“

„Es sei darum gegangen, bessere Bedingungen für einen demokratischen Wechsel“ zu schaffen“. McFaul vergleicht Putin mit Stalin und lässt keinen Zweifel daran, was aus seiner Sicht dafür nötig gewesen wäre: die Entmachtung des ehemaligen KGB-Agenten, der auch während Medwedews Präsidentschaft der starke Mann im Hintergrund blieb. Dieses Eingeständnis ist spektakulär, und McFaul betont ausdrücklich, dass nicht viele in der Obama-Regierung so weit gegangen seien wie er. Und doch war Obamas Russlandpolitik von McFauls Haltung geprägt“, betont Wiegrefe.

 „Die Amerikaner schulten Funktionäre der liberalen Opposition oder zahlten Millionenbeträge an zivilgesellschaftliche Organisationen, bei denen auch McFaul einräumt, dass sie politisch nicht neutral sein konnten. Während eines Treffens mit russischen Oppositionellen in Moskau erklärte Obamas Vizepräsident Joe Biden, es wäre besser, Putin würde bei den nächsten Präsidentschaftswahlen nicht antreten“, heißt es in dem Artikel.

„Als die Regierungspartei Einiges Russland bei der Parlamentswahl 2011 erheblich von Manipulationen profitierte – laut McFaul wohl im gleichen Ausmaß wie sonst – beließen es die Amerikaner nicht bei milder Kritik. Außenministerin Hillary Clinton protestierte scharf, was ihr die lebenslange Feindschaft Putins einbrachte. Es war McFaul, der im Weißen Haus die Stellungnahme Clintons abgesegnet hatte“, wie Wiegrefe schreibt.

„Als Putin 2012 die Wahl gewann und erneut in den Kreml einzog, war er überzeugt davon, dass die Regierung Obama ihn weghaben wollte. Spätestens damit gelangte die Reset-Politik an ihr Ende.“

Kurz nachdem McFaul 2012 US-Botschafter in Moskau wurde, „erhielt er Todesdrohungen, Unbekannte schlitzten Reifen der Autos seiner Mitarbeiter auf und verfolgten seine Söhne auf dem Weg zur Schule. Das russische Wachpersonal vor der US-Botschaft schikanierte seine Ehefrau, das Fernsehen machte Stimmung gegen ihn, Mitglieder der Kreml-Jugendorganisation lauerten ihm auf. 2014 hatte er genug und ging zurück nach Kalifornien.“

„Heute“, wie im Spiegel abschließend steht, „darf McFaul nicht mehr nach Russland einreisen. Putin hat diesen auffallend unfreundlichen Akt verfügt. Der letzte US-Botschafter, der mit einem solchen Verbot belegt wurde, hieß George F. Kennan. Er hatte die USA in Moskau vertreten, als im Kreml noch der Menschheitsverbrecher Josef Stalin regierte.“

[hub/russland.NEWS]

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