Finnen versteigern „Russen-Oldies“

Salla – Liebhaber alter Autos trafen sich vergangene Woche im finnischen Salla, knapp unterhalb des Polarkreises. Vermutlich hätte dieses kleine Städtchen mit seinen 3.000 Einwohnern, von denen ein gutes Viertel arbeitslos ist, mit seinem Rentierpark und den Relikten der damaligen Kämpfe um die Finnmark nie für großes Aufsehen gesorgt, hätte es nicht seine besondere geographischen Lage.

Nur einen Katzensprung ist es von hier bis zur russischen Grenze. Im Zuge der Flüchtlingswelle, erfuhr dieser kleine Grenzübergang eine nie geahnte Bedeutung durch Migranten, die ihren Weg nach Europa über Russland wählten. Eine kleine Tücke gilt es jedoch beim Grenzübertritt zu beachten. Aus Sicherheitsgründen wurde der Grenzverkehr für Fußgänger und Fahrradfahrer gesperrt, so dass nur noch motorisierte Fahrzeuge passieren dürfen.

Fatalerweise gibt es allerdings nur sehr sehr wenige Flüchtlinge, die ihre krisengebeutelte Heimat mit dem Auto verlassen haben und Zuflucht in der Europäischen Union suchen. Deshalb griffen viele zur pragmatischsten Lösung und kauften sich kurzerhand ein Auto in Russland. Um den Rahmen des Budgets nicht überzustrapazieren, griffen sie zu den billigsten auf dem russischen Markt verfügbaren Vehikeln, die einem deutschen TÜV-Prüfer garantiert auf der Stelle das Gesicht einfrieren lassen würden. Der Volksmund spricht in dem Fall herablassend von „Rostlauben“.

Fahrbare Sowjetraritäten

Über einhundert solcher zwischengenutzten Fahrzeuge sammelten sich allmählich im Lauf der letzten beiden Jahre in Salla an und der Zoll sah sich nun seinerseits gezwungen, den dadurch entstandenen Fuhrpark im Rahmen einer öffentlichen Versteigerung auszulichten. Rund 1.300 Liebhaber seltener alten Automobile leisteten dem Aufruf folge und nicht wenige dürften ob der versammelten Schätze feuchte Augen bekommen haben.

Da standen sie also, die sowjetischen Karossen, überwiegend aus den 70-er und 80-er Jahren. Der einstige Glanz verblasst, die Technik marode, Autos für Liebhaber eben. Ladas, Wolgas sowie der gute alte Moskwitsch einträchtig nebeneinander gereiht, und das zu Schnäppchenpreisen. Natürlich schlugen sie zu, die Fachsimpler aus nah und fern, die sich diese einmalige Gelegenheit nicht entgehen lassen konnten.

Und laut dem finnischen Zoll machten die Sammler und Bastler redlich Gebrauch von dieser Aktion. Der Kassensturz ergab am Ende rund 19.000 Euro für den finnischen Staat. Obwohl die Fahrzeuge im Schnitt für Einen bis wenig hunderten Euro den Besitzer wechselten. Den Höchstpreis für einen wirklichen Leckerbissen unter den Schnäppchen bezahlte die Gemeinde Salla allerdings selber. Ein seltener Wolga aus den 1960-er Jahren war der Verwaltung 1.200 Euro wert und dient nun der Gemeinde als Souvenir an diese denkwürdige Veranstaltung.

[mb/russland.RU]

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