EU-Botschafter: Zwischen Russland und dem Westen ist es schlimmer als im Kalten KriegPutin 171003 Ederer

EU-Botschafter: Zwischen Russland und dem Westen ist es schlimmer als im Kalten Krieg

EU-Botschafter in Russland Markus Ederer sagte am Mittwoch in einer Rede auf dem Gaidar-Forum, die heutigen Beziehungen zwischen Russland, der EU und dem Westen insgesamt seien schlechter als während des Kalten Krieges. Der Grund dafür sei die Unvorhersehbarkeit der Situation.

„Ich denke, es ist kein neuer Kalter Krieg, sondern eine potenziell viel gefährlichere Situation, weil es während des Kalten Krieges viel mehr Stabilität und Vorhersehbarkeit gab.“ Als Beweis dafür, dass dies kein Kalter Krieg ist, sondern etwas Schlimmeres, führte er an, dass man während des Kalten Krieges Rüstungskontrollvereinbarungen getroffen habe, die jetzt unter die Räder geworfen werden.

Auf die internationale Situation insgesamt verweisend sagte Ederer, dass „die Fragen von Krieg und Frieden zurückgekehrt sind“. Als Beispiel nannte er die erneute Eskalation der Beziehungen zwischen dem Iran und den Vereinigten Staaten zu Beginn des Jahres.

Den derzeitige Zustand Europas könne man mir einer Baustelle vergleichen, die nicht mehr betrieben wird, und die Idee des „Großen Europas“ ist mit vielzähligen Problemen konfrontiert. „Wir können Europa mit einer Baustelle vergleichen, die aus einigen Gründen eingestellt wurde. Wir leben in einer Ära der globalen Uneinigkeit, auch zwischen Russland und der EU“, sagte er am Mittwoch auf einer Sitzung des Gaidar-Forums.

In seiner Rede über den Begriff Europa von Lissabon bis Wladiwostok betonte Ederer, dass sich auch bezüglich der Beziehungen zwischen Russland und der Europäischen Union eine Reihe von Fragen stellen. „Ist Russland bereit, mit der Europäischen Union ein Abkommen über den Freihandel politisch und wirtschaftlich zu schließen? Und wird die Europäische Union dem Projekt „Großes Europa“ mit Russland beitreten wollen“, fragte er.

Markus Ederer, deutscher Jurist und Diplomat und EU-Botschafter in Russland, war Unterabteilungsleiter Politische/Wirtschaftliche Auswertung beim Bundesnachrichtendienst in München und Berlin und Kabinettschef des Sonderkoordinators des Stabilitätspakts für Südosteuropa in Brüssel. Von 2005 bis 2010 war er Leiter des Planungsstabs im Auswärtigen Amt.

Anschließend war Ederer Botschafter der Europäischen Union in der Volksrepublik China und der Mongolei. Von Januar 2014 bis Oktober 2017 war Ederer Staatssekretär des Auswärtigen Amts (Kabinett Merkel III). Seit Oktober 2017 ist er Botschafter der Europäischen Union in Russland.

[hrsg/russland.NEWS]

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