„Erwarten Sie, dass wir uns isolieren lassen?“

Wladimir Jakunin, der Chef der russischen Eisenbahn ist bekannt dafür, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt, eher dafür, dass er seine Meinung auf häufig recht unkonventionelle Art und Weise ausspricht.

Der Träger zahlreicher russischer aber auch westeuropäischer Orden steht zu seinem Kulturkreis, andererseits ist er Pragmatiker und für jede Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit dem Westen bereit. Er hält die Anbindung Russlands an Europa für selbstverständlich und dringend geboten, ist jedoch nicht bereit, Dominanzansprüche des Westens zu akzeptieren.

Auf dem von ihm geschaffenen Dialogforum „World Public Forum Dialogue of Civilizations“ kommen jedes Jahr namhafte internationale Entscheidungsträger der russischen und europäischen Kultur zusammen, um die Situation zu beleuchten und gemeinsame Möglichkeiten zu finden. In diesem Sinn ist er überzeugter Europäer und sieht die USA als (bewussten) Störenfried in der Entwicklung Ganz-Europas (mit Russland). Daher haben ihn die USA auch mit Sanktionen belegt.

Seine guten Beziehungen zu Präsident Putin – ob es eine Freundschaft ist, wie behautet, können nur die Beiden entscheiden – reichen bis in die gemeinsame Petersburger Zeit zurück, weshalb oft seine Worte als die Meinung Putins aufgefasst wird.

In Berlin im Axel-Springer-Journalisten-Club ist er gern gesehener Gast. Nach einem dort geführten Gespräch mussten die Gesprächspartner der »Welt am Sonntag« (offensichtlich erstaunt) feststellen: „Die Faktenbasis, auf der Jakunin argumentiert, unterscheidet sich völlig von dem Wirklichkeitsverständnis des Westens“. Eine Erkenntnis, die eigentlich längst überfällig war und dazu führen muss, sich mit diesem Wirklichkeitsverständnis unvoreingenommen auseinander zu setzen.
hmw/russland.ru

Hier das in der »Welt am Sonntag« wiedergegebene Gespräch

 

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