Energie als Kampfmittel

Die deutsche Kanzlerin stellt eine „neue Betrachtung der gesamten Energiepolitik“ der EU in Aussicht. Wie Angela Merkel letzte Woche bestätigte, gebe es eine teilweise „sehr hohe Abhängigkeit“ mehrerer EU-Staaten „von Rohstofflieferungen aus Russland“.

Auf lange Sicht könnten Berlin und Brüssel jedoch – angestoßen durch die Krise um die Ukraine – versuchen, sich daraus zu lösen. Merkel tätigte ihre Äußerungen nach Gesprächen mit dem Ministerpräsidenten Kanadas, der eine Diversifizerung der Energieexporte seines Landes in Aussicht nimmt und Erdgasausfuhren nach Europa nicht ausschließt. Zusammen mit Gas, das in den Vereinigten Staaten mit der umstrittenen „Fracking“-Technologie gefördert wird und bald ebenfalls exportiert werden dürfte, könnte dies die starke Position Russlands auf dem europäischen Erdgasmarkt erschüttern. Massive Preissenkungen könnten folgen und Moskau zu drastischen Haushaltskürzungen zwingen, heißt es unter US-Experten; ob Putin dies unbeschadet überstehen könne, sei recht ungewiss. In Berlin hält die Debatte über die neue transatlantische Energieperspektive an; positive Stimmen aus US-orientierten Milieus mischen sich mit kritischen aus in Russland operierenden Energiekonzernen und der SPD.

Erdgas aus Nordamerika

Die deutsche Kanzlerin stellt eine „neue Betrachtung der gesamten Energiepolitik“ der EU in Aussicht. Wie Angela Merkel vergangene Woche nach einem Treffen mit dem Ministerpräsidenten Kanadas, Stephen Harper, urteilte, gebe es in Europa „zum Teil … eine sehr hohe Abhängigkeit von Rohstofflieferungen aus Russland“. Das gelte allerdings weniger für Deutschland, das „nur zu 35 Prozent abhängig von russischem Erdgas“ sei; tatsächlich sind etwa Bulgarien oder Ungarn in weit höherem Maße auf russische Energierohstoffe angewiesen. Dennoch sei damit zu rechnen, dass Brüssel „langfristige Orientierungen“ vornehme, mit denen Russlands Bedeutung für die Energieversorgung der EU verringert werden könne, erklärte Merkel. Wie der kanadische Ministerpräsident in Berlin bestätigte, will seine Regierung die kanadischen Energieexporte, die gegenwärtig fast ausschließlich in die Vereinigten Staaten gehen, „diversifizieren“. Kanadische Erdgaslieferungen nach Europa gelten dabei als denkbar. Darüber hinaus sind seit geraumer Zeit auch Erdgaslieferungen aus den USA in die EU im Gespräch.

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