Die meisten haben die Nase wegen den Sanktionen gestrichen voll, hüben wie drüben. Doch anders als Beispielsweise in Deutschland, wo die Erzeuger zwar schimpfen wie die Rohrspatzen, die Regierung jedoch zu keinerlei Einlenken zu bewegen ist, denken die Nachbarn in Österreich offenbar bereits an eine Beendigung der Wirtschaftsboykotte gegen Russland.
Österreichs Bundespräsident Heinz Fischer schickte sich denn auch schleunigst an, den Kreml zu besuchen, um gemeinsam mit der russischen Regierung eine baldige Lösung zur Beendigung der Probleme zu finden. „Für uns ist es eine große Ehre, Sie als einen der renommiertesten und eigenständigsten Politiker in Europa hier begrüßen zu können, und ich möchte auch betonen, dass es für die jetzigen Verhältnisse in Europa eine Seltenheit ist“, so der Vorsitzende der russischen Staatsduma Sergej Naryschkin einleitend an Fischer gerichtet.
Denn, und da sind sich beide einig, einen Gefallen tut sich damit keine der Parteien. Deshalb hob der Duma-Chef gleich an: „Wir verstehen Ihren Besuch als ein Zeichen für den Willen, den konstruktiven Dialog mit Russland fortzusetzen. Die Beziehungen zwischen unseren Ländern bleiben trotz dieser schwierigen Zeit nachhaltig freundschaftlich und ehrenvoll. Darin sehe Ihr großes persönliches Verdienst.“ Im Anschluss des Austauschs der Höflichkeiten ging es dann an den praktischen Teil des Besuchs.
Wien drängt auf Lösungen
Schon beizeiten will Wien die notwendigen Formalitäten erledigt haben, so dass bei einer Beendigung der Sanktionen österreichische Produzenten schnellstmöglich ihre Russlandgeschäfte wieder aufnehmen können. Man scheint sich seiner Sache sicher. Deshalb verabredeten sich der Wirtschaftsdelegierte Österreichs in Moskau, Dietmar Fellner, mit Jewgeni Nepoklonow, dem Vizechef der russischen Agrar-Aufsichtsbehörde Rosselchosnadsor, mit der Bitte, die Lebensmittelexporteure der Alpenrepublik zu überprüfen.
Fellners Ziel ist, dass interessierte Exporteure eine Zulassung bekommen und schnellstens mit den Lieferungen beginnen könnten, sobald die Sanktionen aufgehoben seien, da nach dem Ende des Embargos nur noch Betriebe nach Russland liefern dürfen, die von Rosselchosnadsor geprüft und zugelassen sind. Zudem unterstrich er zum wiederholten Mal, wie wichtig die Exporte tierischer Erzeugnisse für die österreichische Wirtschaft seien.
Allerdings hat die Sache einen Haken. Österreich sei ein loyales Mitglied der Europäischen Union, so Bundespräsident Fischer, und müsse sich an die Entscheidungen halten, die Russland gegenüber getroffen worden sind. Jedoch zähle zu den Diskussionsbeiträgen Österreichs in der EU der Gedanke, wie man die Beziehungen zwischen Europa und Russland bestmöglich gestalten könne. Ebenso, wie sich die Sanktionen im beiderseitigen Interesse beenden lassen, da die Maßnahmen in erster Linie die Wirtschaft sowie einfache Bürger treffen würden.
Sicherlich darf man diese Gespräche in Moskau vorerst nur als Annäherungsversuch verstehen. Sollte Österreich jedoch seine Linie konsequent verfolgen, wäre dies ein deutliches Zeichen an die anderen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, ihre Positionen zumindest zu überdenken. Die Produzenten würden es sicherlich begrüßen.
[mb/russland.RU]
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