Eiskunstlauf: Knisternde Spannung bei Russlands Damen

[von Michail Scharow und Roland Bathon] Kaum jemals war der Wettkampf um die Russische Meisterschaft im Eiskunstlauf so spannend wie gestern bei den Damen in Jektarinburg (Ergebnis im gestrigen Artikel hier).

Elektrisiertes Finale ohne Favoritin

Unser Reporter Michail Scharow war live vor Ort und erlebte ein wahrhaft elektrisiertes Finale, in dem es ein knappes Dutzend Spitzläuferinnen, international hochdekoriert, aber dennoch keine echte Favoritin gab. Dass Jewgenia Medwedjewa (unser Bild in der Mitte) hier gewinnen konnte, zeigt das Ausnahmetalent, das die 16jährige besitzt. Hingegen schein die Weltmeisterin Elisaweta Tukamyschewa in dieser Saison auf der Suche nach sich selbst (am Ende Achte) und Olympiasiegerin Adelina Sotnikowa kann ebenfalls nach ihrer langen Verletzungspause ebensowenig Anschluss finden (am ende Sechste), wie die große Dame des Petersburger Eiskunstlaufs Aljona Leonowa (am Ende Neunte). Tragisch ist dabei, dass gerade diese drei Läuferinnen den russischen Damen-Eiskunstlauf nach einer kleinen Durststrecke vor eingen Jahren zur Weltklasse zurückgeführt wurden und nun vom Nachwuchs von der Spitze verdrängt werden.

Der Nachwuchs überholt die bisherigen Stars

Zu diesem Nachwuchs gehören neben den beiden Erstplatzierten Medwedjewa und Radionowa auch Polina Zurskaja auf Rang vier und Maria Sozkowa auf Rang fünf. Beide waren bisher vor allem als Juniorinnen aktiv und sind bei den Damen noch komplett neu. Anna Pogorilaja aus Moskau konnte sich nur durch eine völlig fehlerfreie und für sie perfekte Leistung zwischen all die jungen Mädels schieben. Die neu nachkommenden Mädchen zeigen ebenso wie das Niveau bei den wichtigsten Nachwuchs-Wettkämpfen, dass das Talent im russischen Damen-Eiskunstlauf in den nächsten Jahren nicht ausgehen wird. Zu populär ist der Sport auch in der Breite, nicht zuletzt wegen des Olympiasiegs im eigenen Land durch Adelina Sotnikowa oder die Eiskunstläuferin der Herzen Julia Lipnizkaja.

Die zauberhaften Eisprinzessinnen

Ah ja, Julia, die stille, zauberhafte Eisprinzessin, mit der schon bei ihrem Sturz in Sotschi ein halbes Land mitgeweint hat. Sie hat momentan Probleme mit ihrem Wachstum und, was schon vor dem Wachstum Sorgen machte, mit ihren Nerven und landete nach einer verpatzen Kür auf Rang sieben. Bei Kurzprogramm schien es noch nach einem Comeback auszusehen – aber die meisten russischen Experten rechnen mit diesem Comeback weiterhin, sobald sie ihre momentanen Probleme überwunden hat. Auch Elisaweta Tuktamyschewa hatte ihre größten Erfolge nach eben einer solchen Phase, in der sie Pessimisten schon abgeschrieben hatten. Eine ähnliche Aura auf dem Eis wie Julia verbreitet nur die noch jüngere Maria Sozkowa, deren Leistung bei der Meisterschaft angesichts einer akuten Erkrankung besonderes Gewicht besitzt. Für unseren eigenen Experten sind sie und die sprungstarke Polina Zurskaja die Tipps für die internationalen Wettkämpfe der kommenden Jahre.

Foto: Die Gewinnerinnen der Russischen Meisterschaft in Jektaterinburg Elena Radionowa (Silber), Jewgenia Medwedjewa (Gold) und Anna Pogorilaja (Bronze), Foto (c) 2015 Michail Scharow, russland.RU; Hinweis: Die drei erstplatzierten Damen sind für die Teilnahme an der Europameisterschaft qualifiziert

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