Donbass: Weiter unruhiger Waffenstillstand [mit Videos]

Die Lage im Donbass ist trotz des beiderseitigen Waffenstillstands unruhig. russland.RU präsentiert eine Zusammenfassung aus der Presse vor Ort des heutigen Tages. Während laut der ausländischen Berichterstatter Frieden herrscht, berichten örtliche Nachrichten von Gefechten.

Brückensprengung und symbolträchtiger Unfall bei Mariupol

30 Kilometer vor Mariupol wurde heute um 9 Uhr Ortszeit eine Brücke gesprengt, berichtet die Onlinezeitung Mariupol Schisn. Wer hinter der Sprengung steckt, ist offenbar nicht bekannt, ein Ort ist dadurch vom Straßennetz abgeschnitten. Bereits vorgestern ereignete sich in der Stadt ein Unfall eines ukrainischen Panzers auf der Straße Mariupol-Nowoasowsk, von dem es auch Amateuraufnahmen gibt:

Schon fast witzig sind die Beschriftungen der Szenerie. Auf dem zerstörten Panzer stehen Aufschriften wie „nach Moskau“ und „Tod den Feinden“, während auf den Panzersperren, auf die er aufgefahren ist, Blumen aufgemalt sind, „stoppt den Krieg“ und „Frieden“ gekritzelt wurde. Auch aus der letzten Nacht meldet Tajmer aus Mariupol laut dortigen Bewohnern Schusswechsel.

Regierungsbeschuss – gegenseitiger Beschuss – Rebellenbeschuss?

Ein von einem russischen TV-Sender gemeldeter Angriff von Regierungstruppen auf Donezk findet sich heute in der Presse vor Ort nicht, aber durchaus dortige Kämpfe und Beschuss. Tajmer Odessa schreibt davon, dass die Rebellen weiterhin von Beschuss der Stadt und der Neuformierung ukrainischer Truppen für eine Eroberung der nahen Kleinstadt Gorlowka erzählen. Gorlowka wird von Truppen der Separatisten kontrolliert. Auch aus dem zwischen Donezk und Lugansk gelegenen Verkehrsknoten Debalzewo meldet Tajmer Kämpfe. Aus Makejewka berichteten Bewohner Tajmer einen gegenseitigen Beschuss von Rebellen und Regierungstruppen. Bei den OSZE-Botschaftern besteht bei der Lagebewertung keine Einigkeit. Während der russische eine weitgehend Einhaltung der Waffenruhe berichtet, ist der ukrainische der Meinung, das sei nicht so – Verletzungen unternehme natürlich nur die Gegenseite.

Berichtete Ruhe aus der Unrube

Nicht nur die Meldungen von Tajmer und die Äußerungen der OSZE-Berichterstatter deuten eine sich am Wochenende entwickelte neue Lage an. Beide Seiten brechen den Waffenstillstand immer noch und  prangern- wie üblich – dann die Verstöße der anderen Seite an. Währenddessen versuchen jedoch neu die russische und westliche Politik und ihre eigene Presse, nun Ruhe zu verbreiten und darzustellen, unabhängig davon, ob sie besteht. So berichtet das ZDF: „Prorussische Separatisten und die ukrainische Armee haben sich am Montag (…) offenbar an die Waffenruhe gehalten„, wahrscheinlich die erste Übereinstimmung mit einer russischen Bewertung seit mehreren Monaten und gleich eine laut den örtlichen Meldungen gemeinsame falsche. Hier äußert sich wieder das Informationsdefizit von Mainstream-Medien, die ihre Nachrichten vor allem aus offiziellen Verlautbarungen beziehen und damit momentan dem Beschwichtigungs-Mainstream zu folgen, da alle Hetzartikel und -beiträge aus der Zeit vor dem Waffenstillstand offenbar „versendet“ sind. Was die wahren Folgen fortdauernder Kämpfe für beiden Seiten sind, zeigen folgende beide Clips des russischen Senders LiveNews:

https://www.youtube.com/watch?v=xg8jZAsiB_s

https://www.youtube.com/watch?v=fPg2hUxXuog

Die Aufgabe der Verbündeten

Es schlägt jetzt eigentlich in anderem Sinne aber sehr wohl die Stunde der Unterstützer beider Seiten im Westen und Russland. Nicht die des Verschweigens von Kämpfen, sondern die der mäßigenden Einflussnahme auf ihre eigenen Verbündeten   und nicht, wie üblich, auf die dafür sowieso nicht empfängliche Gegenseite. Allerdings ist es die Frage, ob Radikale vor Ort selbst für die eigenen Verbündeten noch ein offenes Ohr haben. Das gilt nicht nur für die ukrainischen Freiwilligen-Milizen, die zumeist aus westukrainischen Neonazis bestehen. Auch der Parlamentssprecher von „Neurussland“, Alexander Gofmann, äußerte gegenüber der Onlinezeitung Politnavigator zwar Verständnis für den russischen Friedenswunsch. Aber leider sei momentan eine Deeskalation „unmöglich“. Der Grund? Man muss natürlich zurück schießen, wenn die anderen schießen. Eine Stellungnahme eines Nationalgarde-Kommandeurs gegenüber einem Friedensapostel aus Westeuropa würde wohl genauso lauten. Und wenn nicht aufgepasst wird, schauen die Filme aus dem Donbass schon bald wieder so aus, wie diese Aufnahmen vom Freitag nur wenige Stunden vor dem Waffenstillstand:

https://www.youtube.com/watch?v=BtGWVGAIUL0

Roland Bathon, russland.RU

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