Die Widersprüche der EU

Nach der Einstellung des Pipeline-Projekts „South Stream“ durch die russische Regierung verstärken Berlin und Brüssel die Suche nach Erdgas-Alternativen. Gazprom-Chef Alexej Miller hat am Dienstag auf Anfrage der EU bestätigt, dass sein Unternehmen South Stream definitiv nicht mehr weiterverfolgen, sondern stattdessen eine Pipeline in die Türkei bauen wird.

Die Rolle der Ukraine für die Gaslieferungen an die EU werde zudem „auf Null“ sinken, kündigt Miller an. Die EU-Kommission sucht nun nach Möglichkeiten, den steigenden Bedarf der EU-Länder mit Lieferungen durch den „Südlichen Korridor“ zu decken; das ist die Route aus Aserbaidschan durch den Südkaukasus und die Türkei in die EU.

Die in Aserbaidschan verfügbaren Erdgasvorräte, für die Brüssel eine Lieferzusage hat, sind dabei allenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein. Zusätzliche Lieferungen durch den „Südlichen Korridor“ aus dem Irak oder aus Iran werden durch die westliche Kriegs- und Sanktionspolitik erschwert.

Schiefergas aus den USA wird ab 2016 in großen Mengen exportiert, allerdings weitestgehend nach Asien, wo ein höherer Preis erzielt werden kann als in Europa. Deutsche Politiker und Experten plädieren dafür, Moskau doch noch zur Weiterführung der Erdgas-Kooperation zu bewegen.

Weiter von Russland abhängig
Der russische Gazprom-Konzern hat am Dienstag bestätigt, dass die Ankündigung von Präsident Wladimir Putin vom 1. Dezember, den Bau der South Stream-Pipeline zu stoppen, Bestand hat. „South Stream ist abgesagt“, lässt sich der Gazprom-Vorstandsvorsitzende Alexej Miller zitieren. Miller bekräftigt zudem, dass das für South Stream vorgesehene Gas in die Türkei geliefert werden soll, die es ihrerseits in die EU weiterleiten könne. Sobald die dazu notwendige Pipeline fertiggestellt sei, werde die Rolle der Ukraine als Transitland „auf Null reduziert“; man wolle dann kein Gas mehr durch ukrainische Röhren in die EU transportieren.[1]

Der Verlust der Option, bis zu 63 Milliarden Kubikmeter Erdgas jährlich direkt aus Russland einzuführen, wiegt umso schwerer, als ebenfalls am 1. Dezember die Internationale Energie-Agentur (IEA) einen neuen Bericht über die Energiepolitik der EU vorgelegt hat, aus dem hervorgeht, dass Russland wegen der abnehmenden Erdgasproduktion im Nordwesten Europas weiter ein unverzichtbarer Lieferant bleiben wird. „Die Europäische Union wird für die vorhersehbare Zukunft von russischen Gaseinfuhren per Pipeline abhängig sein“, heißt es in dem Bericht.[2]

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