Die russische Presse zu den „Panama-Papers“

Die führende russische Wirtschaftszeitung Wedomosti, schreibt, mit Verweis auf die Nachrichtenagentur Interfax, die es wiederum von der Deutschen Welle hat, dass „im Zentrum des Skandals um die „Panama-Papers“ einige deutsche Großbanken und das Unternehmen Siemens stehen. Demzufolge nutzten Mitarbeiter des Konzerns liebend gern eine „schwarze Kasse“, die mit Millionen gefüllt gewesen sei.“ Wahrscheinlich, so vermutete das Blatt, sei es um eine Fortsetzung der Skandalgeschichte von 2006 gegangen, als dem Münchener Unternehmen Schmiergeldzahlungen, auch nach Russland, in Millionenhöhe nachgewiesen wurden.

Weiter heißt es bei der Zeitung: „In den Dokumenten sind auch Daten enthalten über Offshore-Gesellschaften, die mit Politikern in Verbindung gebracht werden können, die sich gern als Vorkämpfer gegen die Korruption sehenwie der Staatschef der Volksrepublik China, Xi Jinping , und der Präsident der Ukraine, Pjotr Poroschenko. Enthüllt wurden auch Geheimoperationen von Banken, Unternehmen und Personen aus der nächsten Umgebung Putins. Allein eine dieser Operationen, die mit Offshore-Unternehmen verbunden sind, umfasste 200 Mio. US-Dollar. Laut den Dokumenten verschleierten die Putin-Vertrauten Zahlungen, datierten Dokumente zurück auf und erhielten so verborgenen Einfluss auf das Mediengeschäft und die Autobranche Russlands“.

Wie aus einem Dollar ein Vermögen wird

Die Zeitung konkretisierte dann: „Am 10. Februar 2011 hat die geheimnisvolle Gesellschaft Sandalwood Continental von den Britischen Jungferninseln der ebenso geheimnisvollen zypriotischen Gesellschaft Horwich Trading 200 Mio. US-Dollar geborgt. Am nächsten Tag gab Sandalwood die Rechte auf den Erhalt der Zahlungen zur Tilgung des Kredites und der Zinsen an Ove Financial, eine andere Gesellschaft von den Britischen Jungferninseln weiter. Für diese Rechte bezahlte Ove einen Dollar, aber noch am selben Tag überschrieb sie die Rechte zum Erhalt der Zahlungen an die panamaische International Media Overseas. Diese zahlte ihrerseits auch nur einen Dollar. So lief der Kredit für das Papier innerhalb von 24 Stunden durch drei Länder, zwei Banken und vier Unternehmen, weswegen es praktisch unmöglich war, den Weg des Geldes zu verfolgen. Es zeigte sich, dass hinter diesen Operationen Personen aus Putins Umgebung Menschen stehen.

Die Gesellschaft Sandalwood wurde von der Petersburger Bank Rossija gegründet, deren größter Aktionär Jurij Kowaltschuk ist. International Media Overseas wiederum, das die Rechte auf die Kreditzinsen erhielt, wurde vom Cellisten Sergej Roldugin, einem der alten Freunde Putins und dem Taufpaten seiner älteren Tochter kontrolliert“.

Dieses Darlehen auf 200 Mio. US-Dollar war eine von Dutzenden Transaktionen über insgesamt mindestens zwei Milliarden Dollar, an denen die Putin nahestehenden Personen und Unternehmen beteiligt sind, geht aus den Dokumenten von Mossack Fonseca hervor. Sie erhielten damit indirekten Einfluss auf den Hauptaktionär von (Lkw-Hersteller – d. Red.) „Kamas“ und Geheimanteile an russischen Schlüssel-Medien. Diese verdächtigen Zahlungen waren möglicherweise in einigen Fällen Zahlungen für «staatliche Hilfe» oder Verträge. Laut den Dokumenten vergab die meisten Anleihen eine Bank auf Zypern, deren Großaktionär damals die russische WTB war, kontrolliert von der Regierung.

Kreml hat Medienkampagne vorhergesagt

Bei der neulichen Pressekonferenz erklärte der Pressesprecher des Präsidenten, Dmitrij Peskow, dass der Kreml auf die Anfragen ICIJ und seiner Partner nicht antworten werde, da in ihnen sie Fragen enthielten, auf die Hunderte Male Antworten gegeben worden seien. Er ergänzte, dass Russland ein ganzes Arsenal von juristischen Mitteln für den Schutz der Ehre und die Würde des Präsidenten habe, Bereits am 28. März hatte er mitgeteilt, dass die ICIJ und ihre Partner «einen Informationsanschlag» auf Putin und die an ihm nahe stehenden Personen vorbereiten.

Der Präsident der USA, Barack Obama, habe seit langem von der „Korrumpiertheitseines russischen Kollegen Wladimir Putin gewusst, versicherte man im Weißen Haus. Ein „Aufruf zum Regimewechsel» oder ein „das Signal für eine begrenzte Zusammenarbeit?“ fragt Wedomosti und fährt fort: „Der Kreml verknüpfte die Anschuldigungen der USA mit einer möglichen vierten Amtszeit Putins.“

Im Jahr 2014, während des Konfliktes in Donbass, suchten die Vertreter Poroschenko die Kopie der Rechnung für die kommunalen Zahlungen, um ihm zu helfen, die Bildung der Holding auf Britischen Jungferninseln abzuschließen. Ein Vertreter Poroschenkos erklärt, dass die Bildung der Gesellschaft mit „auf keine Weise mit den politischen und militärischen Ereignissen in der Ukraine verbunden ist“. Wie die Finanzberater Poroschenko behaupten, hat der Präsident der Ukraine diese Gesellschaft nicht in die Finanzabrechnung für 2014 aufgenommen, da weder sie, noch zwei mit ihr verbundene Gesellschaften auf Zypern und in den Niederlanden Aktiva haben. Ihren Worten nach, wurden die Gesellschaften für die korporative Restrukturierung verwendet, damit Poroschenko sein Konditoreigeschäft verkaufen kann.

[Hartmut Hübner/russland.RU]

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