Die neue Schulrealität in Russland

Die neue Schulrealität in Russland

[von Anastasia Byrka] Die Folgen von COVID-19 für die Welt werden in allen Lebensbereichen, einschließlich der Bildung, noch lange sichtbar sein. Russland stellt hierbei keine Ausnahme dar. Die neue Realität, die sich aktiv online entwickelt, diktiert ihre eigenen Regeln selbst.

Das Bildungsministerium Russlands beabsichtigt, eine soziale Kommunikationsplattform für Schüler und Lehrer zu schaffen. Die Plattform soll die Möglichkeiten bieten, Unterricht live zu streamen (statt Zoom) und spezielle digitale Gruppen (Publics) von Schulen und Klassen zu erstellen. Dies wurde vor einer Woche auf der zweiten russlandweiten Konferenz „Das Jahrzehnt der Kindheit: Leistungen, Probleme, Perspektiven“ bekannt.

Die Plattform wird im Rahmen der sogenannten digitalen Lernumgebung, die in den Jahren 2021 bis 2022 in 15 Regionen Russlands eingeführt wird, erstellt. Bis 2024 sollen dann alle Schulen auf der Plattform vertreten sein.
Wie in der Produktpräsentation vorgestellt, soll sie auch Optionen für Videokonferenzen und Chats, für persönliche Seiten der Schüler und Lehrer sowie Cloud-Speicherplatz für die Lehrer bieten.

Darüber hinaus sagte der stellvertretende Direktor der Abteilung für digitale Transformation des russischen Bildungsministeriums, Dmitrij Metjolkin, auf der Konferenz, dass für Schüler im Rahmen der digitalen Lernumgebung eine persönliche digitale Biografie – eine Art Portfolio erstellt werden kann. Alle Leistungen der Schüler werden dort verbucht. Es ist erwähnenswert, dass die inländischen Technologien bei der Schaffung einer digitalen Lernumgebung Priorität haben werden.
In diesem Zuge teilte der Leiter des Bildungsministeriums Russlands, Sergej Krawzow, mit, dass das Land ebenfalls ein soziales Netzwerk wie TikTok mit entwicklungsfördernden Inhalten für Schüler zu entwickeln plane.

Auf der Konferenz setzte sich der nationale Elternausschuss dafür ein, das obligatorische Abitur durch die einheitliche staatliche Abschlussprüfung (nach der elften Klasse) sowie die staatliche Hauptprüfung (nach der neunten Klasse) im laufenden Schuljahr abzusagen. Ein entsprechender Brief wurde an das russische Bildungsministerium gesendet. Der Grund für diesen Schritt liegt beim nicht ganz unproblematischen Fernunterricht, der in den letzten Monaten vielerorts Anwendung gefunden hatte.

„Wir sind der Meinung, dass eine solche Maßnahme den Stress der Schüler verringern wird, die momentan von zu Hause aus lernen. Die Qualität des Fernunterrichts leidet im Vergleich zur traditionellen Form, und in einigen Regionen ist dieser Unterschied enorm,“ erklärte die Geschäftsleiterin des nationalen Elternausschusses, Julia Matjunina.
Experten zufolge könnte das Problem mit den beiden Examina auch durch eine Vereinfachung der Prüfung gelöst werden.

 

Quellen:

https://tass.ru/

https://iz.ru/

https://edu.gov.ru/

https://nrkrus.ru/

[Anastasia Byrka/russland.NEWS]

Foto: Aigner Ronja, Kohlmeier Michelle, CC 1.0, Wikimedia Commons

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