[Von Hans-Ulrich Berger] In der namensgebenden französischen Region Champagne begann der Weinbau im fünften Jahrhundert nach christlicher Zeitrechnung. Von einer richtigen Weinbaugegend kann man ab dem siebten Jahrhundert sprechen, als Mönche der damals zahlreich entstehenden Abteien die Hügel der Gegend rodeten um Weinreben zu pflanzen.
Sie benutzten den gegorenen Traubensaft als Messwein und zur Bewirtung von Reisenden. Den Überschuss kaufte die Aristokratie. So entwickelte sich der Weinbau allmählich zu einer beachtlichen Einnahmequelle für die Abteien. Es dauerte nicht lange, und auch der Adel und das Bürgertum begannen mit dem Anbau von Wein.
Aufgrund der zentralen Lage entwickelte sich die Champagne im Mittelalter zu einem Handelszentrum. Die hochwertigen Weine wurden über ihre Grenzen hinaus bekannt. Der europäische Adel lerntes den Wein aus der Champagne zu schätzen, und Louis XIVte wählte ihn zu seinem Hauswein.
Der Champagne-Wein hatte aber mit dem heutigen Champagner nichts gemein. Er war still und nicht selten wurden zur vermeintlichen Verbesserung Holundersaft, Alaun oder Teer beigemischt. Ein Wein aus dieser Zeit schmeckte heute wohl kaum jemand. Dass Wein durch Luft oxidiert, war noch nicht bekannt. Die Weinerzeugung glich damals dem Ergebnis von Versuch und Irrtum.
Erst im siebzehnten Jahrhundert zeigten erste Experimente, wie man durch bessere Rebsorten und die Verwendung von reifen und unversehrten Trauben bessere Ergebnisse erzielen konnte. Dom Perignon (1638-1715), Kellermeister einer Benediktinerabtei war der erste, der die Bedeutung bestimmter Grundbedingungen entdeckte und dieses Wissen auch anwendete. Ebenso verfeinerte er im Laufe der Jahre die Abzieh- und Filtermethode und entdeckte, dass sich die Benutzung von Flaschen auf die Haltbarkeit positiv auswirkte. Es war ihm dadurch möglich, seine Weine jahrelang zu lagern, während in Fässern gelagerte oft schon nach Monaten umkippten. Dom Perignon gilt zu Recht als Pionier des Weinbaus, er hat jedoch nicht den Champagner erfunden. Eher hat er dessen Wirkung erkannt: „Mein Gott, jetzt hab ich die Sterne getrunken.“
Ferner entdeckte man, dass auf Flaschen gezogener Wein zu moussieren begann und dass das irgendwie mit Temperatur und Zucker sowie mit unterschiedlichen Temperaturen zusammenhänge müsse. Flaschenverschlüsse aus Kork erwiesen sich in der Handhabung wesentlich einfacher und praktischer als die bisher mit Hanf oder Leinengarn umwickelten Holzpflöcke. Im Jahre 1729 gründete der Tuchhändler Nicolas Ruinart das älteste Handelshaus für Champagner – die Häuser Moet, Clicquot und Heidsieck & Cie. folgten.
Da sich die Erzeugung des Champagners zu dieser Zeit nicht richtig steuern ließ, galt der Handel mit Champagner als Glücksspiel. Mal schäumte der Wein überhaupt nicht, mal dezimierten Explosionen den Lagerbestand. Die „Methode Champenoise“ mit der aufwendigen Flaschengärung war noch jung und erst nach 1800 von dem Kellermeister Clicqout entwickelt worden.
Zu Beginn des neunzehnten Jahrhundert stabilisierte sich die Erzeugung durch technische Neuerungen wie Flaschenabfüllmaschine, automatische Verkorkung und Waschanlagen für Flaschen sowie eine erste Maschine zur Verdrahtung der Korken.
Diese für russland.RU doch recht französische Berichterstattung endet hier. Mit einem letzten Hinweis: Im Jahre 1877 veröffentlichte der Champagnerhersteller Edouard Robinet in Paris ein Buch, das die Herstellung von Champagner genau beschrieb: Manuel général des vins – Fabrication des vins mousseux. In gut französischem Selbstbewusstsein ließ er seine Leser wissen, dass „kein Land der Welt fähig sein werde, perlende Weine – vergleichbar mit der Qualität der in der Champagne hergestellten – zu produzieren.“ Der Herstellungsprozess sei so komplex, dass man dieses Buch „ohne jede Angst, damit den Geburtsort der Champagne-Weine zu schädigen, herausgeben könne“. Das war ein Irrtum, wie sich herausstellen sollte – besonders die Einwilligung Robinets in die Übersetzung seiner Gebrauchsanweisung ins Russische.
Die Krim und der Champagner Teil 4
Die Krim und der Champagner Teil 3
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