Die erfolgreichsten russischen Esport-Profis

Die erfolgreichsten russischen Esport-Profis

Mit Zocken reich werden: Esports sind weltweit zu Superhits geworden, und der Einstieg in die Profiszene ist inzwischen ein fester Bestandteil in der Liste der Traumberufe.

Die Stars der Esports haben internationale Fans, was auch den Streaming-Kanälen wie YouTube und Twitch sowie den Live-Übertragungen der Großereignisse zu verdanken ist.

Russland gehört seit den Anfangsjahren der Esports zu den aktivsten Ländern, und das zeigt sich an der Erfolgsbilanz der russischen Zocker. Der Esport-Clan Virtus.Pro ist längst einer der siegreichsten Profi-Clubs der Welt. Vor allem in “Dota 2”, dem Videogame mit den am höchsten dotierten internationalen Meisterschaften, stehen die Spieler von Virtus-Pro regelmäßig mit an der Spitze. Insgesamt haben sie bereits 142 Tage als Nummer 1 im Weltranking verbracht. Davon waren sie 91 Tage in Folge ungeschlagen. Das letzte Mal auf dem Spitzenplatz lagen sie im April 2021. Damit nehmen sie auf der Allzeit-Bestenliste derzeit den dritten Platz ein.

Nur drei andere Teams weltweit haben außerdem insgesamt mehr Zeit in den Top Ten in “Dota 2” gebracht. Der 2004 gegründete Clan, dessen Wahrzeichen der Bär ist, hat es insgesamt bis Anfang Juli 2022 auf 964 Tage in den Top Ten geschafft.

Finanziell lohnt sich das auf jeden Fall. “Dota 2” ist der Esport, der die meisten Millionäre hervorgebracht hat. Das Mainevent “The International”, bei dem es um die Weltmeisterschaft geht, wurde 2019 um mehr als 34 Millionen Dollar an Preisgeld ausgespielt. Das ist im Vergleich zu 2022 noch fast bescheiden. In diesem Jahr geht es um knapp über 40 Millionen Dollar.

Der erfolgreichste russische Esportler aller Zeiten ist “Miposhka” Jaroslav Naydenov. Er hat bis Januar 2022 umgerechnet rund 3,939 Millionen US Dollar an Preisgeld kassiert und liegt damit an 11. Stelle unter den meistverdienenden Profi-Esportlern weltweit. Nur zwei Plätze hinter ihm liegt sein Landsmann “TorontoTokyo” Alexander Khertek mit rund 3,709 Millionen Dollar an Preisgeld.

Zwar sind derartige Summen die Ausnahme, aber erfolgreiche Esportler können es selbst in den normalen Profiligen auf ein einträgliches Einkommen bringen.

In Russland ist das Gehalt von professionellen Esportlern im vergangenen Jahrzehnt von rund 100 Dollar pro Monat auf das zehnfache angestiegen. In mittelgroßen Teams, in denen “CS:Go” oder “Dota 2” gespielt wird, sind mittlerweile Monatsgehälter von 300 bis 2000 Dollar üblich. In den überragenden Clans wie Virtus.Pro wird sogar ein Vielfaches davon gezahlt.

Hinzu kommen noch diverse andere Einkommensströme. Einer davon sind Streaming-Plattformen. Erfolgreiche Zocker bringen es dank Abonnenten und Werbesponsoren auf fünf-, sechs- und sogar siebenstelligen Summen im Jahr, wenn sie auf ihrem Kanal live streamen und dazu kommentieren, egal, ob es dabei um “Dota 2”, “Fortnite”, Echtgeld-Poker oder FIFA geht. Die Fans gucken zu, studieren die Tricks und Kniffe der Stars, und holen sich über den Chat Informationen oder schließen Freundschaften.

Online-Poker als Profisport ist ein weiteres Gebiet, auf dem russische Zocker auf sich aufmerksam machen. Obwohl viele erfolgreiche Spieler sich hier hinter ihrem Spitznamen verbergen und so trotz großen Turniersiegen so anonym wie möglich bleiben können, sind die Spitzenspieler zumindest in Expertenkreisen gut bekannt.

Einer der Zocker, der längere Zeit nur als “Trueteller” bekannt war, ist der Russe Timofey Kuznetsov. Seine Gewinne beim Online-Poker und an den Live-Tischen stellen sogar die Preisgelder von “Miposhka” und “TorontoTokyo” in den Schatten. Im Online-Spiel kommt er auf mehr als 5 Millionen Dollar, und bei Live-Turnieren hat er ebenfalls schon mehr als 3 Millionen Dollar kassiert. Damit ist er seinem Wunschziel von 10 Millionen an Preisgeld, mit der er seine Pokerprofi-Karriere begonnen hatte, schon recht nahe.

Mehr Geld beim Pokern hat bislang nur ein anderer russischer Zocker eingestrichen. Igor Kurganov liegt mit großem Abstand auf Nummer eins in der Rangliste der Poker-Millionäre aus Russland. Der mittlerweile in London ansässige Zocker hat es seit 2009 auf Preisgelder von mehr als 18,7 Millionen Dollar gebracht.

Doch während Pokerprofis häufig von zunehmendem Alter und dadurch wachsender Erfahrung profitieren, sind Videogames zumeist eine Domäne der jungen Spieler. Im Gegensatz zum Poker, wo mathematische Wahrscheinlichkeiten und Psychologie die wichtigsten Faktoren für den Erfolg sind, sind bei den Videospielen außer eisernen Nerven auch Reaktionsschnelligkeit und präzise Hand-Auge-Koordination gefragt. Selbst Sekundenbruchteile beim Reagieren auf der Konsole oder dem Mobilgerät können zwischen Sieg und Niederlage entscheiden.

Das heißt aber noch lange nicht, dass die sportliche Karriere vorbei sein muss, wenn die Reaktionsfähigkeit etwas nachlässt.

Viele Stars der Szene bleiben nach dem Ende ihrer aktiven Laufbahn ihrem Esport treu und widmen sich entweder ausschließlich ihren Streaming-Kanälen oder sie bauen sich ein neues Standbein als Kommentator bei den diversen großen Turnieren im Esport auf, ähnlich wie etliche herkömmliche Athleten.

Andere Zocker stellen ihre Talente und ihre Erfahrung in den Dienst des Nachwuchses und steigen vom Gamingchair in den Trainersitz um. Dabei kann das Coaching von Jungtalenten genauso befriedigend und lukrativ sein wie die aktive Karriere.

Wenn es um Esports geht, hat Russland trotz der anfänglichen Dominanz amerikanischer und asiatischer Teams sogar Geschichte geschrieben. 2001 wurden hier als erster Gerichtsstand der Welt Esports als eine offizielle Sportart anerkannt, auf die Wetten abgegeben werden durften.

Einer der Vorreiter der Esports war die nicht nur in fußballverrückten Ländern populäre Fußballsimulation FIFA, die es seit 1993 gibt. Das Videospiel, das seit mehr als zwei Jahrzehnten alljährlich in einer neuen Auflage erscheint, wird als FIFA eWorldCup ausgetragen. Das Preisgeld in Höhe von 250.000 Dollar für den Gewinn des Weltmeistertitels ist im Vergleich zu den MOBAs und Ego-Shooter-Spielen eher kärglich, aber dafür ist das Prestige enorm – und der Spaß der virtuellen Kicker.

Während es kein anderes Videospiel mit den Riesensummen von “The International” in “Dota 2” aufnehmen kann, gibt es dennoch etliche Esports, bei denen die Gamer um Millionenbeträge zocken.

Bei “CS:Go”, einem weiteren Game, wo Virtus.Pro brilliert, geht es inzwischen pro Jahr in weltweiten Turnieren um mehr als 18,5 Millionen Euro.

“PUBG” (oder Player Unknown Battleground, einer der Vorreiter der Battle Royale Games, in denen nur einer überlebt) ist mittlerweile auch im Fünferteam spielbar. “PUBG” und “PUBG Mobile” für Smartphones zählen zu den wichtigsten und einträglichsten Turnieren im Esport-Bereich. Hier geht es mittlerweile um rund 14 beziehungsweise 12,7 Millionen Euro.

Das auf Mobilgeräten gezockte MOBA “Arena of Valor” ist zwar nicht so berühmt wie die anderen großen Games, aber mit Preisgeldern in Höhe von rund 10,8 Millionen Euro ist es nicht zu unterschätzen.

Damit liegt es sogar noch vor den Klassikern “Fortnite” mit rund 8,4 Millionen Euro an Turnier-Preisgeld und “League of Legends” mit rund 6,4 Millionen Euro.

Kein Wunder, dass immer mehr Jugendliche davon träumen, es zum Esport-Profi zu bringen und durchs Zocken reich zu werden.

Foto 1: unsplash.com

Foto 2: unsplash.com

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