Die Anzapf-Könige

»Ehrlich währt am längsten …. wer nicht klaut, der kommt zu nix« lautet die Verballhornung eines der im Deutschen so zahlreichen moralisierenden Sprichwörter.

Dieses Sprichwort könnte das Thema eines tagelang währenden Seminars mit zahlreichen Untergruppen sein. So auf den ersten Blick scheint alles klar: Das Gesetz und die Klasse der Besitzenden, also derer, denen etwas weggenommen wird und die meistens auch das Gesetz (zu ihrem Schutz) gemacht haben, nennen es Diebstahl und der ist verboten – Punkt, Schlussaus, Ende der Diskussion.

Die, die klauen, sehen das  zwangsläufig meist etwas anders. Mal von denen abgesehen, die das Klauen in einer Überflussgesellschaft sozusagen als Sport betreiben oder es aus niedrigen Instinkten – sozusagen gemäß der neoliberalen Wirtschaftslehre – als eine Variante der Gewinnmaximierung ansehen, glauben häufig solche, die aus welchen Gründen auch immer Not leiden, eine gewisse Berechtigung zu haben, sich auf diese Weise von den Besitzenden die Mittel zum Lebensunterhalt beschaffen zu dürfen.

Wenn nun gar dieser Besitzende der Staat oder mit ihm verbundene Organisationen und Unternehmen sind, betrachten  die meisten das Klauen als eine Art Sozialausgleich, insbesondere dann, wenn es um die Grundversorgung geht.

In Staaten mit Mangelwirtschaft ist der Gegenüber zusätzlich auch der Böse und es geschieht ihm ganz recht, wenn er beklaut wird, denn er kommt seiner Pflicht nicht nach, für die Grundbedürfnisse seiner Bürger zu sorgen. Und wenn gar der Betreffende noch Geld verdient mit diesen Grundbedürfnissen, wird er zum erklärten Feind, den es gilt zu schädigen, wo es nur möglich ist, … ist der Gedankengang der sich auf diese Weise Bedienenden.

дekóder.org/de hat einen Artikel der russischen Zeitung »Коммерсант ДЕНЬГИ« zu diesem Thema übersetzt und veröffentlicht.

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