DFB will in Russland über Politik sprechen

Nun scheint sich auch noch der Deutsche Fußballbund (DFB) in den Reigen derjenigen gesellen zu wollen, die die inneren Angelegenheiten der russischen Politik missionieren möchten. Deswegen wolle man vor dem Confed-Cup 2017 und der Weltmeisterschaft 2018 in Russland das Gespräch mit Kritikern des Staatspräsidenten Wladimir Putin suchen.

Nach dem Fußball-Länderspiel am vergangenen Sonntag gegen die Auswahl Aserbaidschans in Baku sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel laut dem ‚Sportinformationsdienst‘ (sid): „Wir werden überlegen, wie wir einen zivilgesellschaftlichen Dialog führen können, auch mit Oppositionellen.“ In Baku selbst hätte sich Grindel zufolge keine Gelegenheit geboten. Nach dem WM-Qualifikationsspiel, das die deutsche Elf mit 4:1 für sich entscheiden konnte, hätte die SPD-Bundestagsfraktion gerne gesehen, dass sich der DFB für die Situation der Menschenrechte in Aserbaidschan einsetzt.

Frank Schwabe, der menschenrechtspolitische Sprecher der SPD habe gemeinsam mit seiner sportpolitischen Kollegin Michaela Engelmeier eine Erklärung herausgegeben, in der sie den DFB zu politischen Gesprächen auffordern, wie berichtet wird. Man müsse sich beim Verband im Klaren sein, „dass er sich des besonderen Austragungsorts bewusst ist und sich klar dazu positioniert“, heißt es. Die beiden Politiker orakelten dunkle Wolken an den Horizont und befürchteten, „dass der (aserbaidschanische) Präsident Ilham Alijew das Spiel vermutlich zu seinem Nutzen einsetzen wird.“ Menschenrechtsorganisationen beklagen, dass in dem Land Oppositionelle und Journalisten verfolgt und bisweilen auch unter Arrest gestellt würden.

Die aserbaidschanische Journalistin Khadija Ismayilova sagte gegenüber der ARD-Sportschau via Skype, dass sie die Hoffnung mittlerweile aufgegeben habe, „dass durch ein Fußballspiel noch Botschaften vermittelt werden können.“ Dem Präsidenten des Landes werfe man vor, er und seine Familie würden das Volk niedrig halten und sportliche Großveranstaltungen zum eigenen Nutzen zu veranstalten. Das von den SPD-Fraktionspolitikern vorbereitete Papier trug deshalb auch den verheißungsvollen Titel: „Nationalmannschaft in Baku: Menschenrechte beim Sport nicht ausblenden“. Wobei der Ort jeweils nach Gelegenheit austauschbar erscheint.

Beim DFB sei man sich sehr wohl bewusst, so heißt es aus Kreisen der Funktionäre, „dass das Sportliche von der Politik überlagert wird“. „Wir haben hier nicht die Zeit gehabt, um mit zivilgesellschaftlichen Gruppen Kontakte zu haben. Ich habe aber ausführlich mit dem deutschen Botschafter über die Situation gesprochen“, sagte DFB-Präsident Grindel in Aserbaidschan zu der Aufforderung der SPD. Laut Grindel gäbe es in dem Land am Kaspischen Meer „eine Situation, die von autoritärer Amtsführung geprägt ist“ und beschrieb die Offenheit bei Religionsfragen. „Es gibt eine jüdische Community, die null Probleme hat. Es gibt hier Licht und Schatten“, so sein Resümee.

[mb/russland.RU]

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