Stefan Dürr, Russlands größter Milchproduzent ist ein Deutscher, der sich schon seit zwanzig Jahren für die deutsch-russische Zusammenarbeit im Agrarbereich einsetzt und dafür sogar das Bundesverdienstkreuz erhalten hat. Für seine Verdienste in Russland hat er die russische Staatsbürgerschaft erhalten.
In einem Interview mit der »Zeit« erklärte er, dass ihm die jetzige Krise „in der Seele weh tut“, weil so viel Porzellan zerschlagen wird, und er sich vorkomme wie ein Kind, dessen Eltern immer über Scheidung sprechen. Er habe zwei Staatsbürgerschaften und möchte sich nicht für und gegen ein Land entscheiden müssen.
Aber ungeachtet all dessen habe er Putin bei seinem letzten Gespräch zu Sanktionen gegen den Westen geraten, weil dem Westen vor Augen geführt werden müsse, in wie vielen Bereichen man voneinander abhängig sei. Der Westen trage die Hauptschuld an der jetzigen Krise und gieße zudem immer weiter Öl ins Feuer, sodass Putin überhaupt nichts anderes übrig bleibe, als scharf zu antworten. Auf dem Land stehe Putin jetzt schon in der Kritik, weil er nach Ansicht der Menschen zu weich antworte.
Von der jetzigen Situation profitierten alle Produzenten, die in Russland produzieren, und das sei auch so gewollt. Dass Putin mit dem Importstopp im Landwirtschaftsbereich antworte, sei sinnvoll, da er einerseits damit den Westen am ehesten zu Verhandlungen an den Tisch bringe und andererseits der russischen Landwirtschaft die Chance böte, sich in einem geschützten Zeitraum weiter zu entwickeln. Auch in anderen sanktionierten Bereich werden immer mehr russische Hersteller bevorzugt – und vor allem auch chinesische. Der Westen scheine sich nicht darüber im Klaren zu sein, was er damit auf Dauer der eigenen Wirtschaft antue und andererseits, welches Geschenk er damit den Chinesen mache.
Dürr ist nicht der Meinung, dass die Preise in Russland steigen werden, er glaubt dass beispielsweise bei der Michproduktion die europäischen sehr schnell durch südamerikanische ersetzt werden und innerhalb zehn Jahren die russische Selbstversorgung bei Molkereiprodukten bei 90 Prozent liegen werde, was ein schon vor längerem avisiertes Ziel ist.
Außerdem habe die Krise die wirtschaftsliberaleren Kräfte, die eine hohe Selbstversorgung zugunsten eines freien Handels vermindert sehen wollen, zum Schweigen gebracht. Die jetzige Situation spreche gegen sie.
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