Der russische Schriftsteller Daniil Granin ist tot

Der in literarischen Kreisen hochverehrte und ansonsten in Deutschland leider wenig bekannte sowjetische und russische Schriftsteller Daniil Granin ist tot. Er starb im Alter von 98 Jahren in St. Petersburg.

Er war ein sowjetischer und später russischer Schriftsteller und Drehbuchautor, er war Teilnehmer am „Großen Vaterländischen Krieg“ (Zweiter Weltkrieg) und begann 1949 zu schreiben. Über den Beginn seiner schriftstellerischen Tätigkeit sagte er in einem »Spiegel«-Interview „Ein Schriftsteller fängt an zu schreiben, weil er den Schmerz nicht mehr erträgt, den Schmerz der Erinnerung“.

In seinen großen Werken – die sicher auch in Deutschland die bekanntesten sind – »Flucht nach Russland« (1994) und »Das Jahrhundert der Angst« (1997) hat er die Gräuel des Krieges in seinem Sinn verarbeitet. Auch sein Roman »Mein Leutnant« (2011) dient diesem Zweck, wobei das Besondere an diesem Roman ist, dass er von Granins Kriegserlebnissen handelt als er auf deutscher Seite dem Altbundeskanzler Helmut Schmidt gegenüberstand. Zur Übersetzung des Romans schrieb Helmut Schmidt 2015 das Vorwort und seitdem waren die ehemaligen Feinde enge Freunde.

Am 27. Januar 2014 hielt Granin im Deutschen Bundestag die Rede anlässlich der Gedenkstunde zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

Granin erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Preise – sowohl inländische als auch internationale – für seine Werke. 2016 erhielt er den Dr.-Friedrich-Joseph-Haass-Preis des Deutsch-Russischen Forums für seine Verdienste um die deutsch-russische Freundschaft. Im Juni 2017 wurde ihm der Staatspreis der Russischen Föderation für herausragende Verdienste auf dem Gebiet der humanitären Tätigkeit für das Jahr 2016 verliehen.

Anlässlich der Verleihung wies Putin darauf hin, dass Granins Talent und sein Beitrag ein moralischer Leitfaden für viele Generationen sei.

Auf der Website des Präsidenten schreibt er: „Daniil Granin war ein großer Denker, einer der führenden Schriftsteller und Publizisten, eine Person von  riesiger geistiger Stärke und innerer Würde. Er diente seinem Vaterland und der Öffentlichkeit mit Hingabe und Selbstaufopferung und unterstützte Russland und seine Zukunft von ganzem Herzen. Er war ein echter Anziehungspunkt und ein absoluter moralischer Wegweiser für Menschen mit den unterschiedlichsten Ansichten.“

Putin ist sich sicher, dass die Gesellschaft im Laufe der Zeit immer deutlicher den Wert Granins erkennen wird. Sein Tod sei ein schmerzlicher Verlust für die russische Kultur, das Land und St. Petersburg, in dem Daniil Granin sein ganzes Leben verbrachte.“

Ministerpräsident Dmitri Medwedew schrieb auf Facebook eine Hommage zum Tod des Schriftstellers. „Daniil Granin – ein großer Schriftsteller, Publizist und Drehbuchautor – ist gestorben.“ Er sei ein Zeuge vieler Epochen gewesen, seine Erzählungen seien wahre Geschichte, die man nie vergessen dürfe.

[hmw/russland.NEWS]

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